„Sauschlachten“- Nix wie Elend

sauschlachtenIm Svetlov Theater, der Bühne im Café Shakespeare, war am 10. März 2013 das Münchner Rationaltheater mit Peter Turrinis provokantem Volksstück aus dem Jahre 1972 zu Gast. Das Theaterkollektiv unter der Regie von Dominik Frank präsentierte das Drama als tiefgründiges, musikalisches „Grusical“.

Von Elisabeth Pichler.

Pünktlich zum „Zwölfeläuten“ schreit die Bäuerin: „Angricht is, der Schweinsbratn is scho da.“ Bauer, Knecht, Magd und Sohn eilen herbei und nehmen am Esstisch Platz. Der hat jedoch Schieflage, denn am anderen Ende sitzt mit leerem Blick die Tochter Valerie und grunzt von Zeit zu Zeit. Alle Versuche, sie zum Reden zu bewegen, scheitern. Trotz aller Mühen – sie singen sogar gemeinsam die Bayernhymne „Gott mit dir, du Land der Bayern“ – erhalten sie keine Antwort. Der Vater liebt zwar seine Tochter über alles und sieht sie schon als Jungbäuerin, wenn nur nicht dieser „kleine Sprachfehler“ wäre. Dem unehelichen Sohn Franz, einem „Russen-Bankert“, kommt die Situation nicht ungelegen, er husst die anderen auf und will die grunzende Valerie in den Schweinestall abschieben. Die schwelenden Konflikte innerhalb der Familie entladen sich in zunehmender Gewaltbereitschaft und Aggression. Bald sind sich alle einig, dass Valerie peinlich und zu nichts nutze sei und nur die Familie zum Gespött der Gesellschaft mache. Vielleicht ist sie ja wirklich nur eine grunzende Sau und kein menschliches Wesen.

Peter Turrinis Volksstück spielt in einem bäuerlichen Milieu der Dumpf- und Dummheit. Die Parallelen zur Gegenwart sind offensichtlich, Ressentiments gegenüber Außenseitern, Erniedrigung und Unterdrückung von Fremd- und Andersartigen sorgen ständig für Schlagzeilen.

Dominik Frank hat das Bauerndrama als „psychologischen Liederabend, der mit musikalischer Unterstützung die Gewalt der Sprache zu erproben sucht“, inszeniert. Das beeindruckend aufspielende Ensemble hätte sich mehr Zuschauer verdient.

„Sauschlachten“ von Peter Turrini im Svetlov Theater im Shakespeare. Regie: Dominik Frank. Bühne/Licht: Julie Boniche. Musik: Martin Bürkl, Philipp Sajnovits. Maske/Kostüm: Tatjana Gassl. Mit: Rebecca Faber, Guido Drell, Johanna Weiske, Eudean Maxie, Julius Dattenberger, Sabrina Ronacher.

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