Eine Institution ist nicht mehr. Unter dem Motto: “Aus iss und går iss und schåd iss, dass wåhr is.” (Carl Orff, aus der Oper “Astutuli”, Uraufführung München 1953) hat am Gründonnerstag, dem 28. März 2013 das Lamprechtshausener Traditionsgasthaus “Der Wirt z´Schwerting” für immer zugesperrt.
Von Karl Traintinger
Der Großvater von Herta Wörndl hat das Gasthaus im Jahre 1900 vom Paulmannsohn Franz Mayer gekauft und an seinen Sohn Ferdinand Mayr weitervererbt. Dessen Tochter Herta Wörndl führte das Gasthaus bis sie es letztendlich an ihren Sohn DI (FH) Franz Mayr übergab. Er hat das Wirtshaus schlussendlich am Gründonnerstag, dem 28. 3. 2012 zugesperrt.
Es wird nicht nur mir fehlen, dieses Gasthaus. Immer wieder einmal blieb ich auf einen schnellen Kaffee am Vormittag stehen, meistens traf man interessante Menschen zum Tratschen, oder wie es unter Männern heißt, zum Diskutieren. Mit schöner Regelmäßigkeit trank der bekannte Lungauer Künstler und Neoschwertinger Prof. Reinhard Sampl seinen Morgenkaffee bei der Herta, nachdem er seine morgendlichen Schwimmrunden im Höllerersee gedreht hat. Der pensionierte Viehhändler und Krämer aus dem benachbarten Innviertel war ebenso anzutreffen wie der Chef einer großen Dachdeckerei und Spenglerei oder der Seniorchef einer ortsansässigen Kachelofenfirma, nur um einige Beispiele zu nennen.
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Mittags wurde ein Menü gekocht, zahlreiche Arbeiter und Angestellte der Firmen in der Gegend nutzten das Angebot genau so gern wir viele Lastwagenchaffeure, die hier in Schwerting genug Parkplatz fanden. Am letzten Gründonnerstag gab es einen Klassiker: Rindfleisch mit Spinat und Gröstel oder für Vegetarier, Kasnocken mit Salat. Serviert wurden die Speisen zumeist von der Schwester der Wirtin, der Anneliese mit ihrem lapidaren Kommentar: “An Guat´n”. In der letzten Zeit half auch Steffi, die Frau vom Jungchef Franz mit.
Legendär waren die Kuchen- und Tortenkompositionen von der Anneliese, wo sonst auf der Welt gibt es einen “Weidmoospunki? Im Nachspeisenangebot war auch ein Weitmoosbecher zu finden, der ganz und gar nichts mit Torf zu tun hatte und hervorragend schmeckte. Heidelbeereis, Vanilleeis und Preiselbeeren waren wichtige Bestandteile dieser Komposition, soviel ich mich erinnern kann. Immer, wenn personlaltechnisch Not am Mann war, half der Hias, der pensionierte Ehemann von Anneliese im Service mit, für die “niederen Arbeiten” wie er zu sagen pflegte.
Zahlreiche Kartenrunden hatten beim Wirt´n in Schwerting ihre Heimat. Es wurde geschnapst, gewattet und tarokiert. An jedem Dienstagabend stand das “Matzlfangen” am Programm, ein Spiel, das nur noch selten zu finden ist.
Viele Familien feierten ihre Taufen und Geburtstage in Schwerting und verabschiedeten dort auch ihre Verstorbenen. Es war hochinteressant, wem in den letzten Wochen bewusst wurde, dass es in Schwerting ein Wirtshaus gibt, wer plötzlich aller am Stammtisch saß. Mit dem Wirtshaus in Schwerting hat das letzte Gasthaus mit warmer bodenständiger Küche im Dorf zugesperrt.
Zum Essen sind im Lamprechtshausen eine Pizzeria und ein asiatisches Restaurant übriggeblieben, die beide zwar sehr gut kochen, aber halt auch kein Beuschl und kein Krenfleisch im Angebot haben. Noch gibt es einige bodenständige Gasthäuser im Dorf, die zwar nicht immer offen haben und auch nicht immer warm kochen, wir sollten trotzdem schauen, dass sie erhalten bleiben und das wird nur dann gehen, wenn wir hin und wieder dort auch einkehren.
Ein letztes Rezept aus Schwerting:
Kalbslüngerl mit Semmelknödel
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So verschwinden sie die bodenständigen Wirtshäuser, eines nach dem anderen. Der Neuwirt im Dorf, der Wirt in Gresenberg (Almwirt), der Bahnhofswirt in Arnsdorf (ohne nebenliegender Eisenbahn) und jetzt der Wirt in Schwerting. Übrig geblieben sind bis jetzt: Der Stadler mit seiner Imbissstube, der Pizzerant und der Chinese, der Sattler in Bruck, der Wirt z´Weidenthal im Tal der Könige, die Ortstubn, der tageweise offene Strasserwirt, der Kellerwirt (ehemals Feichtner) in Oberarnsdorf, die Stillenachtstube beim Museum, der Tankstellenimbiss, das Kaffe Knopfloch bei der Gemeinde und die 3 Kebapstände an der Dorfeinfahrten. Dazu kommen noch die Vereinswirtshäuser.
Allen ist gemein, so richtig regelmäßig gekocht wird nirgends (ausser in der Pizzeria und bei Chinesen) nicht mehr. Der Wunsch nach einem Schweinsbraten mit Knödel an einem Mittwoch zu Mittagessen ist in Lamprechtshausen zwar erlaubt aber nicht erfüllbar.