„676,8 kg“ – Ein Projekt nach Maxim Gorki

Studierende des 4. Schauspiel-Jahrgangs der Universität Mozarteum Salzburg, Abteilung für Schauspiel und Regie, haben sich im Rahmen des Generationsprojektes „Spielformen“ auf eine Forschungsreise durchs Thema „Gemeinsam einsam“ begeben.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Unter Verwendung von Figuren, Texten und Situationen von Maxim Gorki und Eigenimprovisationen entstand ein absurder, fast zweistündiger Theaterabend unter dem Motto: „Nur wenige verstehen irgendwas.“

Die jungen Leute sammeln sich um ein Pianino und einen Flügel und beginnen, vorerst noch ganz harmonisch, gemeinsam zu musizieren. Dann setzen sie sich an einen Tisch und tüfteln an einem riesigen Puzzle.

Foto: Universität Mozarteum/Christian Schneider

Zu Beginn versucht man sich in Small Talk, doch bald schon sind negative Schwingungen zu verspüren. Die Beziehung von Pavel, einem Künstler, der an einem eigenwilligen Projekt arbeitet, wird hinterfragt. Liebt er Lena wirklich? Was ist mit der neurotischen, kranken Lena los? Warum schlägt Gregor ständig Anna?

Foto: Universität Mozarteum/Christian Schneider

Sie alle haben Probleme, reden ständig aneinander vorbei und werfen sich Klischees an den Kopf. Nach 45 Minuten greift ein bis dahin stiller Beobachter ein und will eine Geschichte erzählen. Doch keiner hat Interesse an seinem Monolog. Aus dem Seelenstriptease wird immer mehr ein heilloses Durcheinander, eine Performance, in der sich keiner etwas schenkt.

Foto: Universität Mozarteum/Christian Schneider

Pavel, der göttliche Künstler, hängt gerne kopfüber von der Leiter oder klettert die Wand hoch. Fima setzt sich in einen Koffer und gönnt sich eine Dusche aus der Wasserflasche. Das Chaos nimmt zu: „Ihr lebt hier wie die Schweine und fühlt euch wie gefallene Engel.“

Foto: Universität Mozarteum/Christian Schneider

Dieses „Gemälde einer Generation“ ist aus verschiedenen Textmaterialien des russischen Autors Maxim Gorki entstanden. Die Studenten haben die Struktur der Figuren total verändert und alle sozialen Milieus und Hierarchien des Textes ignoriert. Die Dialogfetzen dienten lediglich als Ausgangspunkt für eine Beziehungsanalyse innerhalb des Ensembles.

Die Studenten haben die siebenwöchige Arbeit an dem Theaterstück als ein „Labor des Zusammenlebens“ begriffen und sind unter anderem folgenden Fragen nachgegangen: „Wann spiegelt die Perspektive einer Theaterfigur etwas von meinem eigenen Ich? Wie fließend kann der Übergang zwischen dieser Figur und ihrem Darsteller werden? Was muss ich einbringen, was muss ich mir bewahren, um ein produktiver, vollwertiger und respektierter Bestandteil der Gemeinschaft zu sein.“

Foto: Universität Mozarteum/Christian Schneider

Das Ergebnis ist ein spannendes Theaterexperiment. Keine leichte Kost, doch ambitioniertes, junges Theater. Der Titel „676,8 kg“ dürfte sich wohl auf das Gesamtgewicht der Mitwirkenden beziehen. Von den überaus talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern des diesjährigen Abschluss-Jahrgangs der Abteilung Schauspiel und Regie wird in Zukunft sicherlich noch zu hören und zu sehen sein.

Foto: Universität Mozarteum/Christian Schneider

„676,8 kg“ – Ein Projekt nach Maxim Gorki mit Studierenden des 4. Jahrgangs Schauspiel der Universität Mozarteum Salzburg. Theater im Kunstquartier. Regie und Projektleitung: Matthias Reichwald. Musikalische Leitung: Michael Kessler. Mit: Diana Ebert, Sofie Gross, Agnes Kammerer, Josephine Raschke, Clemens Ansorg, Robert Herrmanns, Tim-Fabian Hoffmann, Johannes Lange, Martin Trippensee, Simon Werdelis. Fotos: Universität Mozarteum/Christian Schneider


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