Sakrale Oper beim Diabelli Sommer

Copyright: Diabelli Sommer/ Matthäus Maislinger
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Mattsee. Im Rahmen des Mattseer Diabelli Sommers 2013 wurde in der örtlichen Stiftskirche die Kirchenoper „Tassilo“ von Herbert Grassl uraufgeführt.

Von Siegfried Steinkogler.

Eine Handlung im Sinne einer bühnengemäßen Inszenierung durfte man sich dabei freilich nicht erwarten. Diese war lediglich angedeutet und bestand sozusagen in einer historischen Momentaufnahme: Herzog Tassilo wird im Jahre 794 von den Truppen seines Onkels Karl („der Große“), Herrscher über das Frankenreich, geschlagen. Er, Tassilo und seine Gemahlin Luitberga müssen ihm Abbitte leisten und werden ihr Lebtag im Kloster beschließen müssen. Gedemütigt – aber auch demütig – legen beide ihr Schicksal in Gottes Hände.

Copyright: Diabelli Sommer/ Matthäus Maislinger

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Das Geschehen wurde vom SAOS (Salzburg Orchester Solisten), bestehend aus 12 Musiker/innen, musikalisch stimmungsvoll untermalt. Das SAOS stellte dabei einmal mehr unter Beweis, dass es zu den besten Ensembles seiner Art zählt. Festival-Leiter Gottfried Franz Kasparek schrieb die Textvorlage, die dem Komponisten sichtlich in seinen kompositorischen Intentionen entgegen kam. So schuf Herbert Grassl vier für ihre Protagonisten dankbare Gesangspartien. Namentlich Stephan Loges (als Tassilo), Bernhard Landauer (als Karl der Große) und Bernadette Furch (als Tassilos Gattin Luitberga) waren im Stande, dieser Aufführung eine beachtliche Qualität zu geben.

Den „allmächtigen“ und „allweisen“ (späteren) Kaiser Karl den Großen durch einen Countertenor darstellen zu lassen, zählte zu den besten Ideen dieser Produktion. So wurde dem Beherrscher des Frankenreichs, der durch die Jahrhunderte hindurch von der Geschichtsschreibung mit allen erdenklichen Superlativen bedacht worden ist, wohl ein wahrheitsgetreueres Image „verpasst“, das vom Countertenor Landauer durch eine bewusst aufgesetzte Häme noch unterstrichen wurde.

Copyright: Diabelli Sommer/ Matthäus Maislinger

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Grassls Musik lebt von einem permanenten Erfindungsreichtum. Dabei kommt ihm seine bis ins letzte Detail gehende Kenntnis des einst von ihm mitbegründeten OENM zu Gute. Die Textvorlage Kaspareks gab Raum für große Gefühle, die auf der Spielfläche zur Entfaltung kamen. Beider Kirchenoper „Tassilo“ (oder präziser: Harisliz. Die Fahnenflucht Tassilos) profitiert auch von der kontrastierenden Wirkung, die die miteinbezogenen originalen Antiphone hervor riefen. Dabei handelt es sich um choralartige Gesänge aus der Abtei Nonnberg, die im 14. Jahrhundert aufgezeichnet wurden.
Für die Regie verantwortlich zeichnete Stephen Medcalf. Zu den schönsten Momenten gehörte der Einzug der Mönche mit erhobenem Kreuz, das sich später – an geeigneter Stelle – in umgekehrter Haltung zum Schwert wandelte. Auch die historisch anmutenden Kostüme waren passend gewählt.-

Es spricht sehr für den Mattseer Diabelli Sommer, dass dieser neben hochgradig besetzter klassischer Kammermusik auch Raum für Innovation bietet. Jedenfalls gestaltete sich die Uraufführung der sakralen Oper „Tassilo“ zu einem Erfolg. Zahlreiche Freunde der Neuen Musik spendeten lange anhaltenden Beifall!

Herbert Grassl, „Tassilo“ (Harisliz) / Uraufführung, Auftragswerk des Diabelli Sommers / Mitwirkende: Stephen Medcalf Regie, Iris Jedamski Ausstattung, Kai Röhrig Musikalische Leitung, Eduard Stipsits Technische Leitung, Salzburg Orchester Solisten, Projektchor des Diabelli Sommers, Bernadette Furch, John Bellemer, Max Kiener, Bernhard Landauer, Stephan Loges, Martin Summer, Robert Davidson, Oddur Jonsson u.a. / Copyright: Diabelli Sommer/ Matthäus Maislinger

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