Das Kaisermühlner Werkl

Stellen Sie sich einfach mal ein altes KPÖ Lokal vor, natürlich ein wenig saniert, mit einem kleinen Saal für ca. 10 Tische, einem großen grünen Vorhang mit einer stattlichen Bühne dahinter und einem kleinen Buffet an der Seite (wo natürlich nichts verkauft wird, sondern für eine Spende verschenkt – eben wie man das als Verein am Besten macht) sowie ein erhöhter Regieplatz im Rücken des Saales, von dem aus eine reizende Dame, mit pinken Haare, die Scheinwerfer bedient und die Vorstellung koordiniert – e voila sie befinden sich mitten im Werkl, einer kleinen Kleinkunstbühne nicht weit von der Floridsdorfer Brücke – eben wie es sich gehört, mitten in Kaisermühlen.

Ein Bericht von Stephan Traintinger

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Die Geschichte des Werkls hat dann in eben diesem KPÖ Lokal begonnen, da die Partei es nicht immer benötigte und es so möglich war es als Bühne zu nutzen. Als die KPÖ das Lokal dann geschlossen hat, wurde es vom Theaterverein übernommen, saniert und in ein Theater umgebaut – von diesem Zeitpunkt an, war es auch möglich den Spielplan dichter zu gestalten und seit dem finanziert sich das Werkl, als Kleinkunstbühne, selbst. Gespielt werden fast nur Eigenproduktionen – meist aus der Feder des Hausautors „Villon“ – aber auch das Kinderwerkl sei zu erwähnen, wo auch durchaus mal der Kasperl vorbeischaut.

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Der Theaterabend

Begonnen habe ich den Theaterabend dann kurz vor 19:00 Uhr mit dem Problem, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich mich für diese Theatervorstellung anziehen sollte, hatte ich ja eigentlich keine Ahnung was mich erwarten würde. Eher einen Anzug oder doch nur Jean und T-Shirt? Entschieden hab ich mich dann für einen Jean und ein Hemd – womit ich eine gute Wahl getroffen habe, wobei sich später herausstellte im Werkl wirklich ein jeder, vom fein gekleideten mit Anzug und Krawatte bis zum „Einheimischen“ vom Haus um die Ecke mit dem Trainingsoverall, seinen Platz findet und sich auch amüsiert – aber gerade diese Mischung war es, die mich bei meinem Besuch so wahnsinnige faszinierte.

Aufgeführt wurde an diesem Tag das sehr politische Stück „Himmel über Kakanien“, welches leider mittlerweile nicht mehr im Programm ist. Es handelt von zwei Schutzengeln in Ausbildung, die mit dem Auftrag ein Land namens „Kakanien“ unter die Lupe zu nehmen – aufgrund der sehr außergewöhnlichen Verhaltensweisen und Prozeduren, zum Beispiel an der Grenze, die man natürlich ohne Pass und Vermögen nicht übertreten darf.

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Neben der bösen Fee mit dem Namen Ignoranz, die im Leben der Kakanier eine allzu wichtige Rolle eingenommen hat, beginnt auch noch ein wunderlicher Alt-Erzbischof namens Senf die beiden Schutzengel zunehmend zu verwirren.
Alles in allem genommen eine sehr gut gelungene Komödie, die gezielt die Immigrationspolitik von „Kakanien“ aufs Korn nimmt und für viel schallendes Gelächter gesorgt hat, aber mir persönlich ein- zweimal eine Schublade zu tief gegriffen hat.

Nichtsdestotrotz war es ein sehr amüsanter Abend und ein Besuch in einer durchaus zu empfehlenden Kleinkunstbühne.

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