Theater ecce – Der Sturm

Foto: A. Hauch

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Elisabeth Pichler – Nach sechs Wochen intensiver Proben war es am 10.September 2009 endlich soweit. Das Theater ecce eröffnete mit Shakespeares Komödie „Der Sturm“ die neue Theatersaison.

Das im Mai 2008 eröffnete Odeion in Mayrwies, der Theaterraum der Rudolf-Steiner Schule, stand erstmals für eine professionelle Theateraufführung zur Verfügung und konnte mit feiner Atmosphäre und wunderbarer Akustik überzeugen. .

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Foto: Andreas Hauch

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,,Der Sturm“ erzählt die Geschichte von Prospero, einst Herzog von Mailand, einem gelehrten Fürsten, der auch Wissenschaft und Magie beherrschte. Von seinem Bruder vertrieben, lebt er seit 12 Jahren mit seiner Tochter Miranda auf einer einsamen Insel. Dort hält er sich den Eingeborenen Caliban, von dessen Mutter, einer bösen Hexe, er die Insel – auch nicht ganz freiwillig – übernommen hatte, zum Sklaven und beherrscht den Luftgeist Ariel dank seiner Autorität und Zauberkraft. Als eines Tages eine fürstliche Gesellschaft mit seinem heimtückischen Bruder an der Insel vorbeisegelt, lässt er einen gewaltigen Sturm aufkommen und die Flotte erleidet Schiffbruch. Was nun folgt, ist ein ausgeklügelter Plan Prosperos, der die vergangenen und gegenwärtigen Schicksale der Überlebenden des Schiffsunglücks und der Inselbewohner verbindet.

Foto: Andreas Hauch

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Eine runde weiße Bühne, die mit verschiebbaren Wänden geschlossen werden kann, beherrscht den Raum, schafft Zirkusatmosphäre, suggeriert aber auch die Einsamkeit einer Insel. Prospero (Gerard Es) beginnt mit Shakespeares Originaltext, doch gehen seine Worte in einem gewaltigen Sturm unter, der die Schiffsbesatzung gehörig durcheinander wirbelt. Der Luftgeist Ariel (Christine Winter), turnt am Schiffsmast und beobachtet begeistert sein eindrucksvolles Werk. Nun irren die Gestrandeten über die Insel. Der junge Königssohn Ferdinand (Benni Blaikner) hat am meisten Glück, denn er trifft sofort – ganz nach Plan des Prospero – die naive, unschuldige, doch wunderschöne Miranda (Anna Paumgartner). Die fürstliche Gesellschaft hat es da etwas schwerer, die neuen Verhältnisse – den Königssohn hält man ja für ertrunken – ermuntern zu Intrigen, ja sogar Mordversuchen. Trinculo (Jurij Diez) und Stefano (Jurek Milewski) können mit etwas Alkohol das Monster Caliban (Andreas Scherer) für sich gewinnen und machen sich gemeinsam auf, die Herrschaft über die Insel an sich zu reißen. Sie sorgen mit ihren alkoholgetränkten, umwerfend komischen Rüpelszenen für viel Heiterkeit. Die Hochzeitsfeier von Miranda und Ferdinand wird zu einem grandiosen Zirkusfest, da kann das gesamte Ensemble noch einmal aus dem Vollen schöpfen. Mit artistischen Einlagen, Showtänzen und Songs wird dem jungen Paar gehuldigt. Prospero verzeiht allen und schwört zum versöhnlichen Ende endgültig der Zauberei ab, er zerbricht seinen Stab, versenkt sein Zauberbuch, denn „nicht Gewalt, nein, Gnade ist’s die den Menschen zum Menschen werden lässt”. Dieses Stück steckt voller Gegensätze und Widersprüche, die zum Nachdenken anregen und keine eindeutige Lösung besitzen, und hat nichts an Aktualität eingebüßt. Die Interpretation hängt vom Blickwinkel ab. Ist die Zivilisation nun ein Segen, oder zerstört sie die Natur? Reinhard Tritscher ist es gelungen, diesen Theatertraum Shakespeares mit einem ambitionierten Ensemble phantasievoll, abwechslungsreich und schwungvoll auf die Bühne zu bringen. Grandiose Musiker (Rupert Bopp und Robert Kainar) unterstützen das Bühnengeschehen mit der jeweils passenden Musik. Christine Winter als zarter, doch sehr impulsiver Luftgeist Ariel ist ständig präsent und begeistert mit ihren artistischen Einlagen. Aus dem guten Gonzalo macht Hildegard Starlinger die weise Gonzala und schafft so einen wunderbaren Kontrast zu der intriganten Männerwelt. Gerard Es gibt überzeugend den alten Prospero, der nur allzu gerne seine Zauberei aufgibt und wieder in die Zivilisation zurückkehrt. Ein faszinierendes Stück, ein wunderbarer Abend in einem neuen atmosphärischen Theaterraum, der Start in die neue Theatersaison ist vielversprechend.

„Der Sturm“ William Shakespeare Inszenierung: Reinhold TritscherMit: Benni Blaikner, Daniel Bucher, Jurij Diez, Gerard Es, Astrid Fürhapter-Royer, Helmut Gebeshuber, Andreas Haslauer, Wolfgang Kandler, Pamina Milewska, Jurek Milewski, Anna Paumgartner, Andreas Scherer, Hildegard Starlinger, Christine WinderMusik: Rupert Bopp, Robert KainarAusstattung: Elisabeth Strauß, Alois EllmauerSchneiderei: Hilde BöhmLichtgestaltung: Manfred EckingerChoreographie/Akrobatiktraining: Ulf Kirschhofer Regieassistenz/Produktionsleitung: Maria Hoppe

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