„Das Tagebuch der Anne Frank“ – Szenische Lesung in den Kammerspielen

1_Claudia Carus

Anne Frank ist erst 13 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie untertauchen muss. Ihre Gedanken und Träume, die sie in den folgenden zwei Jahren ihrem Tagebuch „Kitty“ anvertraut, sind eine außergewöhnliche und einzigartige Dokumentation einer grausamen Epoche.

Von Elisabeth Pichler.

1933 flüchtet die jüdische Familie Frank nach Amsterdam, doch im Mai 1940 besetzen die Nationalsozialisten auch die Niederlande. Als die Verhältnisse immer bedrohlicher werden, sucht die Familie Zuflucht auf einem Dachboden, wo sie von ehemaligen Angestellten Otto Franks versorgt wird. Das enge Versteck teilen sie mit dem Ehepaar van Daan, deren 16-jährigen Sohn Peter sowie einem Zahnarzt. Für Anne wird das Tagebuch zu ihrer besten Freundin und engsten Vertrauten, der sie ihr Herz ausschütten kann. „Ich nehme an, dass später weder ich noch jemand anders Interesse haben wird an den Herzensergüssen eines dreizehnjährigen Schulmädels.“ Sie schreibt über ihre Alltagssorgen, ihre ewigen Streitigkeiten mit den Eltern und ihrer Schwester Margot und macht sich über ihre Mitbewohner lustig. Die Lebenssituation wird zunehmend beängstigender und bedrohlicher, doch auch in dieser schweren Zeit findet sich Platz für die erste Liebe.

Claudia Carus überzeugt in der Rolle der kleinen Anne, die in diesen zwei Jahren der Gefangenschaft eine Wandlung erlebt. Aus dem fröhlichen, munteren Kind, das mit seinem gesunden Egoismus die Mitbewohner nervt, wird schließlich eine nachdenkliche junge Frau, die sich dem Ernst der Lage stellen muss. „Ich will fortleben auch nach meinem Tod. Einmal wird dieser schreckliche Krieg doch vorbeigehen, einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein!“

Anna Stiepani hat die als Jugendstück konzipierte Szenische Lesung eingerichtet. Die eingeblendeten alten Videos von Luftangriffen bringen mit dem ohrenbetäubenden Lärm explodierender Bomben die Schrecken des Krieges mitten in die Kammerspiele. Die fast leere Bühne bietet Anne viele Möglichkeiten, ihre Gedanken nicht nur dem Tagebuch anzuvertrauen. Wände, Boden, Tisch und Sessel, nichts ist vor ihrer Schreibwut sicher.

„Das Tagebuch der Anne Frank“ ist ein bewegendes und zugleich authentisches Zeugnis der Schrecken der NS-Herrschaft, das deshalb auch gerne als Schullektüre im Geschichtsunterricht verwendet. Claudia Carus schafft es mit diesem Monolog, der zugleich erfrischend und bewegend, erschütternd und schockierend ist, sowohl Erwachsene als auch Jugendliche zu berühren.

„Das Tagebuch der Anne Frank“ – Szenische Lesung. Deutsch von Mirjam Pressler. Szenische Einrichtung: Anna Stiepani. Ausstattung: Karl-Heinz Steck. Dramaturgie: Tobias Hell. Mit: Claudia Carus. Fotos: Christina Canaval/ SLT

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1 Kommentar zu "„Das Tagebuch der Anne Frank“ – Szenische Lesung in den Kammerspielen"

  1. Avatar-Foto Bernd Salomon | 18. November 2013 um 23:55 |

    Ein Text, der jedermann/ -frau bekannt sein sollte. Ich werde mir das Stück in 2 Wochen anschauen und bin schon sehr gespannt darauf. Es ist auch für Salzburg ein wichtiges Stück und ich hoffe, es wird von einer breiten Masse an Menschen wahrgenommen.

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