Der ideale Mann

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… eine politische Gesellschaftskomödie

Oscar Wildes bitterböse Bestechungs- und Erpressungsgeschichte (uraufgeführt 1895) feierte in der Neubearbeitung von Elfriede Jelinek am Schauspielhaus Salzburg am 11. Dezember 2013 Premiere. Sir Robert Chiltern hält den Hyper-Alpenkanal, der in Österreich gebaut werden soll, völlig zu Recht für ein zwielichtiges Projekt, doch er wird erpresst und soll nun die britische Regierung vom Gegenteil überzeugen.

Von Elisabeth Pichler.

Lady Chiltern, Gattin von Unterstaatssekretär Sir Robert, empfängt hoheitsvoll ihre Gäste. Beim Auftauchen von Mrs. Cheveley, die erst kürzlich von einem längeren Wien-Aufenthalt nach London zurückgekehrt ist, vergeht ihr das Lachen, kennt sie doch die Dame aus ihrer gemeinsamen Schulzeit. Die Erinnerungen scheinen nicht die besten zu sein. Die aufdringliche Lady lässt sich nicht abwimmeln und besteht auf einem Gespräch mit dem Herrn des Hauses. Sie versucht, Sir Robert zu erpressen, ist sie doch im Besitz eines kompromittierenden Briefes, aus dem hervorgeht, dass dieser als junger Sekretär Staatsgeheimnisse an einen Börsenspekulanten verkauft hat. Sollte er ihren Wünschen nicht nachkommen, werde sie diesen Brief an die Medien weiterleiten. Sir Roberts Ruf als integrer Politiker und vor allem als „idealer Mann“ seiner prinzipientreuen Gattin ist in Gefahr.

Antony Connor ist in der Rolle des Sir Robert Chiltern zu bemitleiden, bricht er doch fast zusammen unter dem Druck, der von allen Seiten auf ihn ausgeübt wird. Während ihn Martina Dähne als intrigante Mrs. Cheveley gnadenlos erpresst, setzen ihm auch die hohen Ansprüche seiner sittenstrengen Gattin gehörig zu. Susanne Wende kennt in der Rolle der Lady Chiltern keine Gnade, sie hat ihren Mann auf einen Sockel gestellt und da hat er auch zu bleiben, ansonsten würden sich ihre Wege trennen. „Wenn wir Frauen den Mann nicht mehr verehren können, den wir lieben, dann verlieren wir ihn, dann verlieren wir unsere Liebe und dann uns selbst.“

Maya Fanke hat die Komödie mit einer guten Portion Slapstick und Klamauk in Szene gesetzt. Emotionen dürfen voll ausgelebt werden, es wird gekreischt, mit dem Kopf gegen die Wand gedonnert und freudig  über und auf der Couch gesprungen. Die phantasievollen,  schrillen Kostüme von Alexia Engl passen hervorragend zu dieser exaltierten, feinen britischen Gesellschaft rund um das Ehepaar Chiltern. Immer wieder ein Hingucker sind der schrullige, träge Butler (Simon Ahlborn) und die zwei – im Gegensatz zu ihm – stets gut gelaunten Serviermädchen (Elisabeth Bauer und Alexandra Sagurna).

Oscar Wildes Komödien zeichnen sich durch pointierte Dialoge voll Witz und Esprit aus. Elfriede Jelinek hat durch ihre aktuellen Anspielungen das britische High-Society-Intrigenspiel nahe an den österreichischen Politsumpf herangeführt. Die spitze Komödie über einen Karriere-Mann, seine ehrbare Gattin sowie ein verlogenes, falsches Miststück garantiert mit ihren expressiven Dialogen einen unterhaltsamen Theaterabend.

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„Der ideale Mann“ von Oscar Wilde. Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek nach einer Übersetzung von Karin Rausch. Regie: Maya Franke. Bühne: Tobias Kraft. Kostüme: Alexia Engl. Mit: Antony Connor, Olaf Salzer, Martin Brunnemann, Simon Ahlborn, Susanne Wende. Katharina Pizzera, Martina Dähne, Ute Hamm, Elisabeth Bauer, Alexandra Sagurna. Bildnachweis: Tobias Kreft. Viede: Schauspielhaus Salzburg

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