Liliom

Foto: Eva-Maria Griese

Das Schauspielhaus Salzburg im Petersbrunnhof in der Erzabt Klotz Straße eröffnete am Dienstag, den 15.9.2009 die neue Theatersaison mit Ferenc Molnárs Vorstadtlegende „Liliom“. Das Stück, eine  Mischung aus volkstümlicher Poesie und sozialkritischer Momentaufnahme, wurde durch die Übersetzung von Alfred Polgar und die Verlegung der Geschichte von Budapest nach Wien fast zu einem klassischen Wiener Volksstück in der Nachfolge von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy.
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Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

In einem Vergnügungspark außerhalb der Stadt und dann sechzehn Jahre später  im Jenseits spielt sich eine tragikomische Liebesgeschichte ab. Der Ausrufer und Hutschenschleuderer Liliom verlässt wegen der unschuldigen Julie seine Chefin und Geliebte, Frau Muskat, um ein neues und anderes Leben zu führen. Liliom will endlich “ein Mensch werden”. Den Einstieg dazu soll ein Raubmord bieten, der aber, wie bisher alles im Leben des Liliom,  misslingt.

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Foto: Eva-Maria Griese

Das Schauspielhaus überrascht immer wieder mit beeindruckenden Bühnenbildern (Ragna Heiny). Heaven steht in riesigen Buchstaben als Leuchtreklame über dem Vergnügungsetablissement der Frau Muskat,  irgendwo in einem kleinen Stadtwäldchen. Das Publikum sieht jedoch nur die traurige Kehrseite dieser grellen Reklame, und die sieht weniger glamourös aus. Elke Hartmann hat ihren großen Auftritt als vulgäre, eifersüchtige Frau Muskat  und beschimpft zwei arme  Dienstmädchen, die es gewagt hatten, ihrem Liliom schöne Augen zu machen: „Ich dulde keine Unsittlichkeiten in meinem Ringelspiel.“

Foto: Kois

Julie (Katrin Daliot) fühlt sich geschmeichelt, dass ihr der Frauenschwarm soviel Aufmerksamkeit schenkt, und verliebt sich in aller Unschuld. Doch in ihrer Sprachlosigkeit sind die beiden unfähig, sich ihre Gefühle einzugestehen. Christoph Kail gibt den Wiener Strizzi roh, brutal und ohne jeglichen Charme, ein Widerling durch und durch. Eigentlich unverständlich, dass Julie das alles erduldet und zu ihm hält.

Die beiden finden Unterschlupf in der Bretterbude der Tante Hollunder (Bernadette Heidegger). Auch sie rät Julie, diesen Schuft und Hallodri, der den ganzen Tag nur  herumhängt, in der Nacht saufen geht und sie überdies noch schlägt, zu verlassen und lieber den verwitweten Drechsler zu nehmen.

Julies Freundin Marie (Christiane Warnecke), eine „kleine dumme Gans“, führt uns den gesellschaftlichen Aufstieg vom Proletariat zum Spießertum vor Augen. An der Seite ihres stocksteifen Freundes Wolf Beifeld (Oliver Hildebrandt), der leider ein Jude ist,  wird aus dem Dienstmädchen eine gnädige Frau. Der ehemalige Dienstmann wird sogar  Lokalbesitzer, dafür nimmt man schon so einiges in Kauf, wichtig ist da nur die Reputation.

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Nach seinem Selbstmord muss Liliom im Himmel (eigentlich ist er wieder nur im Polizeikommisariat gelandet) Rechenschaft geben, doch wie alles in seinem „patscherten“ Leben misslingt auch dies, und selbst sechzehn Jahre Fegefeuer schaffen es nicht, aus ihm einen anständigen Menschen zu machen.

Mit dieser eindrucksvollen Inszenierung und seinem spielfreudigen Ensemble schafft Robert Pienz einen gelungenen Auftakt in die neue Theatersaison.

Fotos: Schauspielhaus Salzburg/ Eva-Maria Griese, Krois

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