„Warum fuchteln die Franzosen mit ihren Armen?“ – Kleines Theater

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Teil DREI der MAZAB-Trilogie DREIMALDREI befasst sich mit Texten von Gregory Bateson (1904-1980) und fordert mit diesem „Stück Theaterglück für alle ab 10 Jahren und Erwachsene“ zum Denken auf, wobei Spiel und Vergnügen diesmal im Vordergrund stehen sollten. Premiere war am 10. April 2014.

Von Elisabeth Pichler.

Das Publikum wird auf die Bühne gebeten und darf den beiden Forschern, die in ihrem Tropenzelt experimentieren, genau auf die Finger schauen. Mit Zusehen ist es jedoch nicht getan, die Gehirnzellen sind gefordert, denn dass alles miteinander in Beziehung steht, ist nicht immer offensichtlich und erfordert somit gründliches Nachdenken. Die ständige Suche nach Mustern und größeren Zusammenhängen führt zu verblüffenden Ergebnissen. So wird in einen mit Sand gefüllten Becher Zucker geschüttet. Durch Umrühren wird Chaos erzeugt, die Unordnung ist perfekt. Doch was verstehen wir eigentlich unter den Begriffen Ordnung und Unordnung? Sind sich die Menschen ziemlich einig, was die Unordnung betrifft, so führen die unterschiedlichsten Ansichten über Ordnung oft zu Streitigkeiten.

Gregory Bateson, ein angloamerikanischer Anthropologe, Biologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph, war der Auffassung, dass das Unvollständige in das System eingeschlossen werden müsse, um vollständig zu sein. Er versuchte, seine Ansichten über das Denken verständlich zu machen, indem er fiktive Gespräche eines Vaters mit seiner Tochter in Metalogen (Beobachtungen 2. Ordnung, sie thematisieren Unterscheidungen, die in den Dialogen verwendet werden) veröffentlichte. In einem dieser Dialoge geht es um die Frage, warum die Franzosen mit den Armen fuchteln. Während es für diese völlig normal zu sein scheint, wirkt es auf andere „blöd“ oder aufgeregt. Der Dialog radikalisiert die Kommunikationstheorie und mündet schließlich in einer Diskussion über gesprochene Sprache. Vater: „Es geht darum, dass es überhaupt keine bloßen Worte gibt. Es gibt nur Worte entweder mit Gesten oder mit Tonfall oder mit sonst irgendetwas in dieser Art. Aber natürlich kommen Gesten ohne Worte dauernd vor.“

Das mag zwar recht theoretisch klingen, doch Regisseur Markus Steinwender ist es gelungen, diese Gedankenspiele in einer äußerst vergnüglichen Performance auf die Bühne zu bringen und das Abstrakte in einprägsame Bilder umzusetzen. Mit hinreißendem Temperament begibt sich Elisabeth Nelhiebel auf Spurensuche ins Gestrüpp der Beziehungen und Zusammenhänge und lässt sich von Peter Malzer, der mit grauer Perücke in die Rolle des großen Philosophen schlüpft, auf die verrücktesten Experimente ein.

Eine Lehrerin bedauerte nach der Vorstellung, dass ihre 10-jährigen Schüler meist das Denken abschalten, sobald der Unterricht beginnt. Vielleicht hilft ihnen dieses kurzweilige Stück bei der Erkenntnis, dass Denken auch Spaß machen kann.

„Warum fuchteln die Franzosen mit ihren Armen?“ – Ein Stück Theaterglück für alle ab 10 Jahren und für Erwachsene nach Texten von Gregory Bateson. Regie: Markus Steinwender. Bühne: Leonie Reese. Kostüme: Anne Buffetrill. Mit: Elisabeth Nelhiebel und Peter Malzer. Foto: Markus Steinwender

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