„Kaspar Häuser Meer“ – Wir sind kein Supermarkt

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In der ARGEkultur feierte am 9. Mai 2014 Felicia Zellers preisgekröntes Stück über den alltäglichen Wahnsinn in einem Jugendamt Premiere. Michael Kolnberger hat die bitterböse Farce über drei völlig überforderte Sozialarbeiterinnen in Szene gesetzt. Nach „Tape“ (2012) und „Penetrator“ (2013) ist „Kaspar Häuser Meer“ bereits die dritte Arbeit von theater.direkt in der ARGEkultur.

elipi_aVon Elisabeth Pichler.

Die Hauptpersonen, um die sich in diesem Stück eigentlich alles drehen sollte, sind die Kinder. In einem amüsanten Video machen uns diese Knirpse mit den Sicherheitsvorkehrungen in einem Flugzeug vertraut. Sie wünschen uns „Enjoy your flight“, doch leider finden wir uns mitten in einem Albtraum-Büro wieder, in dem drei Damen versuchen, zwischen all ihren Zetteln und Telefonaten die Nerven nicht zu verlieren. Ihr völlig ausgebrannter, verzweifelter und unkoordinierter Kollege Björn ist bereits seit 14 Tagen krankgemeldet und, ob er je wiederkommen wird, ist fraglich. Zu der von ihm hinterlassenen Zettelwirtschaft kommt nun auch noch die Jahresstatistik. Die zu bearbeitenden Fälle werden mehr und mehr durch private Probleme verdrängt. Barbara, die Dienstälteste, hackt ständig auf ihren Kolleginnen herum, wenn sie nicht gerade in Urlaubsprospekten blättert. Anika, jung und beflissen, und Silvia, die mit einem Alkoholproblem zu kämpfen hat, haben es schwer mit ihr. Die Atmosphäre wird trotz Entspannungsübungen immer hektischer, da kann schon mal ein Fehler passieren und ein Fall einfach übersehen werden.

„Die drei Jugendsozialarbeiterinnen Barbara, Silvia und Anika verkörpern unterschiedliche Lebensphasen von Prä-, Post- und Burnout-Phänomenen: Versagensängste, Schuldgefühle, Depression, Arbeitsstress, Ohnmacht, Euphorie, Hierarchie, Zeitmangel, Konkurrenzdenken, Generationskonflikte und Highspeedsurfen im beruflichen als auch im privaten Leben.“ (Michael Kolnberger)

Elisabeth Breckner (Barbara), Christiane Warnecke (Silvia) und Anna Paumgartner (Anika) beherrschen Felicia Zellers eigenwillige, schnelle Sprache mit ihrem stakkatoartigen Rhythmus, ihren abgehackten Sätzen und Wortwiederholungen perfekt. Die Dramatikerin bezeichnet sich selbst als Sprecherin-Autorin. Der Titel sieht die drei Sozialarbeiterinnen in einem Meer der Kaspar-Häuser-Kinder ertrinken. Die sozialkritische Farce wurde von Michael Kolnberger rasant, aber auch mit den nötigen Pausen zum Durchatmen in Szene gesetzt. Der abgründig komische Text, eine Mischung aus Sozialarbeiterjargon, Amtssprache und Alltagfloskeln, geht unter die Haut. Ein bemerkenswerter Theaterabend. Viel Applaus für ein starkes Stück und das gesamte Team von theater.direkt.

„Kaspar Häuser Meer“ von Felicia Zeller. Eine Koveranstaltung von theater.direkt und ARGEkultur. Dramaturgie und Inszenierung: Michael Kolnberger. Raum und Kostüme: Arthur Zgubic. Video und Fotos: Piet Six. Mit: Elisabeth Breckner, Anna Paumgartner, Christiane Warnecke. Fotos: ARGE/ Piet Six

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1 Kommentar zu "„Kaspar Häuser Meer“ – Wir sind kein Supermarkt"

  1. Hanns Mayr Hanns Mayr | 16. Mai 2014 um 08:04 |

    Neben den Veranstaltungen in der ARGE liebe ich auch das ARGEbeisl, das muss einmal gesagt werden. Die kochen gut, das Bier ist frisch, Herz was willst Du mehr!

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