An einem einsamen Strand warten zwei Menschen auf den prophezeiten Weltuntergang. Caroline Richards hat Josef Maria Krasanovskys absurdes Kammerspiel mit Ironie und Witz im Kleinen Theater in Szene gesetzt. Das Publikum amüsierte sich bei der Premiere am 21. Mai 2014 köstlich über die letzten Minuten der Menschheit.

Was für ein Zufall. Der Mann und die Frau sind schon lange unterwegs und genau hier an diesem abgelegenen Strand treffen sie wieder aufeinander. Die Begeisterung hält sich in Grenzen, denn es stellt sich heraus, dass sie gänzlich unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie sie die letzten Stunden vor dem Ende verbringen möchten. Die Frau gibt sich mürrisch und abweisend und beansprucht das Land für sich alleine, um bei einer Flasche Wein und einem guten Essen die bevorstehende Katastrophe abzuwarten.

Der Mann, ein menschenfreundlicher Optimist, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er glaubt fest an eine Prophezeiung der Indianer, wonach ein fremdartiges Luftschiff zur Rettung einiger Auserwählter erscheinen wird. In der Zwischenzeit bastelt er an einer Skulptur, einem Untergangs-Koloss, den er der Nachwelt hinterlassen will.
Kaum sind die beiden übereingekommen, nebeneinander und doch miteinander die letzten Stunden zu verbringen, da klingelt ein Telefon. Ein alter Münzsprechautomat wird zum Untergangstelefon und stellt die beiden vor eine große Aufgabe. Wie soll man sieben Milliarden Menschen den Untergang erklären?
Volker Wahl (der Mann) hat es mit Bernadette Heidegger (die Frau) nicht leicht, denn sie gibt sich betont resch, unfreundlich und herrisch. Er hingegen schleicht wie ein geprügelter Hund herum und versucht unentwegt, unter ihrer rauen Schale eine feinfühlige Seele zu finden. Das stellt sich als ziemlich schwierig heraus, ist sie doch gerne mit einem Schäferhaken unterwegs, denn das Schlachten gehört auch zu den Dingen, die sie unbedingt vor dem Ende noch erledigen möchte. Ragna Heiny zeichnet für das idyllische Bühnenbild verantwortlich, die Lichtregie sorgt für die nötige Untergangsstimmung.
Josef Maria Krasanovsky wirft in diesem Zweipersonenstück eine Menge Fragen auf, für die es wahrscheinlich keine Antworten gibt. Die Verbindung von absurder Situationskomik, beißendem Spott und philosophischem Ernst sorgt für einen unterhaltsamen Theaterabend. Für den Heimweg gibt es ein Laotse-Zitat zum Nachdenken: „Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.“
„Vielen guten Menschen fliegt der Hut vom Kopf“ von Josef Maria Krasanovsky. Chromosom XX. Regie: Caroline Richards. Bühne: Ragna Heiny. Mit: Volker Wahl & Bernadette Heidegger. Fotosd: Kleines Theater/ Ragna Heiny

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