„Der Beobachter“

Marco Riebler

– problematische Männerfreundschaften

Das absurde Kammerspiel basiert auf Bent Hamers Film „Kitchen Stories“, der 2004 Norwegens offizieller Beitrag für die Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film war. In den 50er Jahren werden in Skandinavien die Gewohnheiten alleinstehender männlicher Landbewohner erforscht, um so Erkenntnisse für die perfekte Modulküche zu gewinnen.

elipi_aVon Elisabeth Pichler.

Folke Nilsson thront auf einem Hochsitz und beobachtet das Publikum beim Betreten des Saales, jeder Huster, jedes Wetzen wird genauestens notiert. Seine Chefin klärt uns schließlich über sein seltsames Verhalten auf. Das Projekt des Haushaltsforschungsinstitutes Schweden – kurz HFI genannt – hat bereits die Arbeitsmethoden und vor allem die Arbeitsrouten von Frauen in der Küche erfolgreich erforscht. Nun sind alleinstehende Männer an der Reihe. Drei Beobachter machen sich auf den Weg ins Nachbarland Norwegen, sitzen den ganzen Tag auf ihrem Hochstuhl in der Küche und beobachten das „Objekt“, wobei absolute Schweigepflicht herrscht und jegliche Kontaktaufnahme strengstens untersagt ist. Folke bekommt den grantigen Eigenbrötler Isak Ellersen zugeteilt, der maßlos enttäuscht davon ist, dass er als Lohn für seine Mühen nur ein kleines Holzpferd erhält. Er sabotiert die Arbeit des Beobachters, wo er nur kann, kocht nicht in der Küche, beobachtet den Beobachter durch eine Lücke und hängt vor seiner Nase die Wäsche zum Trocknen auf. Als in Folkes Wohnwagen die Heizung streikt und dieser sich schwer erkältet, kommen sich die beiden langsam näher. Das wiederum sieht der Nachbar Grant gar nicht gern, genießt er doch seine Rolle als Isaks einziger und bester Freund. Die Chefin wiederum befürchtet das Scheitern ihres Projektes, sollten sich ihre Vorahnungen bestätigen und es wirklich zu einer Kontaktaufnahme zwischen Beobachter und Objekt gekommen sein.

Martin Brunnemann überzeugt als total verklemmter, unsicherer und ungeschickter Beobachter, eine liebenswerte, armselige, mitleiderregende Figur. Anfangs wehrt er jeden Annäherungsversuch von Isak standhaft ab, doch die Einsamkeit seines Jobs zermürbt ihn und ein paar Stamperl Schnaps verfehlen ihre Wirkung nicht. Marcus Marotte stapft als einsamer Hinterwäldler Isak durch seine Küche und ignoriert den Beobachter, bis er merkt, dass eine jederzeit verfügbare Ansprechperson auch ihre Vorteile haben kann. Theo Helm verkörpert den finsteren Nachbarn, den ein noch finstereres Geheimnis umgibt. Für frischen Wind sorgt Ute Hamm als aufgekratzte Chefin, die davon überzeugt ist, dass nach Abschluss dieses Projektes die Küchengeschichte neu geschrieben werden muss.

Christoph Batscheider hat diese warmherzige Geschichte über einsame Männer einfühlsam in Szene gesetzt. Der trockene skandinavische Humor und ein großartig aufspielendes Ensemble sorgen für fast zwei Stunden beste Unterhaltung. Das Premierenpublikum bedankte sich am 17. Mai 2014 mit kräftigem Applaus und einem Lächeln im Gesicht.

„Der Beobachter“ von Sabine Lorenz. Premiere: 17. Mai 2014 // Studio Schauspielhaus Salzburg // Österreichische ErstaufführungFrei nach dem Film „Kitchen Stories“ von Bent Hamer. Regie. Christoph Batscheider. Bühne: Tobias Kreft. Kostüme: Nora Fankhauser. Licht: Marcel Busa. Mit: Marcus Marotte., Martin Brunnemann, Theo Helm, Ute Hamm. Bildnachweis: Marco Riebler

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