„Glorious!“ – Triumph der falschen Töne

Susanne Wende (Dorothy), Marcus Marotte (Sinclair Bayfield). Foto: marco Riebler

Susanne Wende (Dorothy), Marcus Marotte (Sinclair Bayfield). Foto: Marco Riebler

Das Schauspielhaus Salzburg eröffnete am 10. September 2014 den herbstlichen Premierenreigen mit einer Komödie des renommierten englischen Dramatikers Peter Quilter. Robert Pienz inszeniert diese Hommage an Florence Foster Jenkins (1868-1944) mit Daniela Enzi in der Rolle der berühmt-berüchtigten „schlechtesten Sängerin der Welt“.

elipi_aVon Elisabeth Pichler.

Die reiche Erbin Florence Foster Jenkins fühlt sich zur Opernsängerin berufen und erfüllt sich in reiferem Alter ihren Lebenstraum. Mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein beglückt sie Wohltätigkeitsveranstaltungen und Begräbnisse mit ihren denkwürdigen Gesangsdarbietungen. Cosmé McMoon bewirbt sich bei ihr als Begleitpianist. Nach einer Kostprobe ihres umwerfenden Talentes ist er völlig verstört, doch „das Dreifache“ der üblichen Gage kann ihn überzeugen. Mit stoischer Ruhe erfüllt er seine Pflicht, bis er schließlich der liebenswerten Naivität der Sängerin erliegt. Der exaltierten Künstlerin in grenzenloser Bewunderung zugetan zeigen sich ihr Liebhaber St.Clair Bayfield, ein arbeitsloser, trinkfreudiger Schauspieler und unverbesserlicher Frauenheld, sowie ihre Freundin Dorothy, die sämtliche Kritiker zur Strecke bringt. Bald nach ihrem triumphalen Konzert am 25. Oktober 1944 in der ausverkauften Carnegie Hall stirbt Florence Foster Jenkins im Alter von 76 Jahren.

Antony Connor (Cosme McMoon), Daniela Enzi (Florence Foster Jenkins)

Antony Connor (Cosme McMoon), Daniela Enzi (Florence Foster Jenkins)

Daniela Enzi kann singen, daher muss es für sie harte Arbeit bedeutet haben, stets an den richtigen Noten vorbeizuschrammen. Ob „Glöckchenarie“ der Lakmé oder „Rachearie“ der Königin der Nacht, sie hinterlässt, wie einst Lady Foster, mit ihrem „exzessiven Stimmvolumen“ einen bleibenden Eindruck. Ragna Heiny zeichnet verantwortlich für die extravaganten Kostüme, ein Markenzeichen der talentfreien Künstlerin. Während Marcus Marotte in der Rolle des Liebhabers und Schmarotzers St.Clair Bayfield ständig auf der Suche nach Whiskey ist, erfüllt Antony Connor als Cosmé McMoon völlig emotionslos, mit leidendem Gesichtsausdruck, seine Aufgabe am Klavier. Ute Hamm schafft es als unfreundliches mexikanisches Dienstmädchen nicht, die euphorische Stimmung im Hause Foster zu trüben. Das imposante, ganz in rot gehaltene Bühnenbild lässt sich mit ein paar Handgriffen von einem altmodischen Salon in ein Aufnahmestudio und einen Konzertsaal verwandeln.

Antony Connor (Cosme McMoon), Marcus Marotte (Sinclair Bayfield), Daniela Enzi (Florence Foster Jenkins)

Antony Connor (Cosme McMoon), Marcus Marotte (Sinclair Bayfield), Daniela Enzi (Florence Foster Jenkins)

Der unterhaltsame Theaterabend voll Witz, Melancholie und Tragik zeigt, wie man seinen Traum gegen alle Widerstände leben kann, wobei sich ein finanzieller Rückhalt sicherlich als hilfreich erweist. Die Inschrift auf Florence Foster Jenkins‘ Grabstein: „People may say I can’t sing, but no one can ever say I didn’t sing“ („Die Leute mögen behaupten, dass ich nicht singen kann, aber niemand kann je behaupten, dass ich nicht gesungen hätte“), zeigt, dass diese starke Frau die kritischen Stimmen doch nicht ganz unberührt gelassen haben. Tosender Applaus nach der Premiere für das gesamte Ensemble und Daniela Enzi als „Lady der gleitenden Tonleiter“ ganz im Speziellen.

Susanne Wende (Dorothy), Antony Connor (Cosme McMoon), Daniela Enzi (Florence Foster Jenkins

Susanne Wende (Dorothy), Antony Connor (Cosme McMoon), Daniela Enzi (Florence Foster Jenkins

„Glorious!“- Die wahre Geschichte der Florence Foster Jenkins, der schlimmsten Sängerin der Welt. Komödie von Peter Quilter. Regie: Robert Pienz. Ausstattung: Ragna Heiny. Musikalische Einstudierung: Christine Augustin. Mit Antony Connor, Daniela Enzi, Ute Hamm, Marcus Marotte, Michaela Schmid, Susanne Wende. Fotos: Marco Riebler

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