Jahrmarkttreiben beim Winterfest im Matamore-Zelt

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Zwei befreundete Compagnien, das kleine Théâtre Baraque und der Cirque Trottola, gastieren beim Winterfest mit „Matamore“, einer bizarren, nostalgisch anmutenden Vorstellung voll Anmut, Magie, Intrigen sowie brutaler Härte. Die Hommage an das italienische Jahrmarktstheater des 15. Jahrhunderts feierte am 28. November 2014 Österreich-Premiere.

Von Elisabeth Pichler.

Ihr entzückendes kleines Zirkuszelt hat die Companie selbst nach Salzburg mitgebracht. Von den steil aufsteigenden Tribünen blickt das Publikum hinunter auf eine winzige Manege, die einer Stierkampfarena ähnelt, und fragt sich, wie hier fünf Artisten fast zwei Stunden lang ein Zirkusprogramm bewerkstelligen sollen. Spätestens bei einer sensationellen Peitschennummer verstehen die Zuseher in der ersten Reihe, warum sie sich von der Balustrade fernhalten sollten, denn Trottola_2__c__Phillippe_Laurenconhier werden mit verblüffender Präzision Blumen geköpft. Auch eine Verfolgungsjagd zweier einst befreundeter Clowns findet gefährlich nahe an den Zuschauern statt. Der ungleiche Kampf zwischen „einer alten Socke“ und „einem fetten Mehlsack“ bringt das Publikum ebenfalls gehörig ins Schwitzen. Für artistische Höhepunkte sorgen ein bärenstarker, ausgedienter Torero, der wie ein Stier zu pfauchen vermag, und ein zarter, verschreckter Pierrot mit roten Federn am Kopf.

Im Gegensatz zur Eröffnungsveranstaltung „Klaxon“ wirkt hier vieles entschleunigt, denn die Kraftübungen werden teilweise im Zeitlupentempo ausgeführt. Da bleibt genug Zeit zum Staunen und Träumen. Bizarre Gestalten, die fast lautlos auftauchen und durch versteckte Klappen und Schubladen wieder verschwinden, bevölkern die Arena: schwarze und weiße Clowns, ein Papierclown, Harlekine, Hampelmänner und Pistoleros sowie ein Zirkusdirektor, der hervorragend Cello spielt. Ein schlecht gelauntes Zwergen-Königspaar schenkt sich nichts und wird sogar handgreiflich. Zwischen den makabren Szenen, in denen es alles andere als zimperlich zugeht, wirkt die feine, kleine Hundedressur fast wie ein Anachronismus.

Die Mischung aus Elementen des traditionellen Zirkus und eines altertümlichen Schaustellertheaters, präsentiert mit viel Humor und Ironie, begeisterte das Publikum bei der Premiere. Das komödiantische, exakt durchchoreographierte Schauspiel mit artistischen Glanznummern und bösartigen Intrigen stellt einen weiteren Höhepunkt in der Geschichte des Winterfests dar. Ein unvergesslicher Theater- und Zirkusabend, ein Spektakel der Sonderklasse, nicht nur für Zirkusfreunde.

„Matamore“ – Cirque Trottola & Théâtre Baraque. Auf der Bühne: Bonaventure, Branlotin, Mads, Nigloo, Titoune. Produktion/Inszenierung: Cirque Trottola & Petit Théâtre Baraque. Musik: Thomas Barrière, Bastien Pelenc, Alain Mahé. Kostüme: Anne Jonathan. Technische Leitung: Nicolas Cautain. Administration: Marc Délhiat, Guiloui Karl. nFotos: Phillippe Laurencon/ Winterfest

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