„Ein Volksfeind“ – der Umgang mit der Wahrheit

Welche Chancen hat die Wahrheit gegenüber wirtschaftlichen Interessen? Um den aktuellen Konflikt zwischen Recht und Macht geht es in Henrik Ibsens sozialkritischem Stück aus dem Jahre 1883. Kurarzt Dr. Stockmann erweist sich als Wutbürger par excellence. Flott inszeniert von Susi Weber begeisterte das Stück das Premierenpublikum am 4. Februar 2015 im Schauspielhaus Salzburg.

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Von Elisabeth Pichler

Das neue Kurbad, „das pochende Herz der Stadt“, wirft endlich Gewinn ab. Doch Kurarzt Dr. Stockmann macht eine folgenschwere Entdeckung: Das sogenannte Heilwasser ist absolut schädlich, das Bad eine Pesthöhle, ein vergiftetes Grab. Das Auffangbecken ist zu tief gelegt worden. Er hat es immer schon gewusst, doch niemand wollte auf ihn hören. Das wird die Gemeinde teuer zu stehen kommen.

Diese Meinung vertritt auch der amtierende Bürgermeister, sein Bruder Peter. Hovstadt, Redakteur des Volksboten, freut sich über die tolle Schlagzeile und erklärt sich sofort bereit, den Bericht zu drucken. Als Vertreter der Kleinbürger und Vorstand des Vereins der Hausbesitzer versichert Druckereibesitzer, Aslaksen, dass die kompakte Majorität wie ein Mann hinter ihm stehen werde.

Nach und nach wendet sich das Blatt, denn der Bericht droht, die wirtschaftliche Prosperität des Kurortes zu gefährden. Der Rückhalt unter den Entscheidungsträgern der Stadt schwindet, der Skandal soll vertuscht werden, der Imageschaden wäre zu groß. Dr. Stockmann gibt nicht auf und versucht in einer flammenden Rede, die Stadt auf seinen Kurs zu zwingen.

Im Wohnzimmer des Kurarztes (Ausstattung: Luis Graninger) herrscht Ordnung und Disziplin. Besucher werden genötigt, Hausschuhe anzuziehen, ob sie nun wollen oder nicht. Dr. Stockmann sieht s…

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