„Joseph Fouché“ – Bildnis eines politischen Menschen

Petra Schönwald hat Stefan Zweigs meisterhaftes Porträt eines politischen Opportunisten für die Bühne bearbeitet. Simon Ahlborn verkörpert in diesem furiosen 70-minütigen Monolog nicht nur den charakterlosen Fouché, sondern auch den führenden Politiker der Französischen Revolution Robespierre sowie den machthungrigen Napoleon. Die Uraufführung dieser mitreißenden Geschichtsstunde fand am 6. Februar 2015 in der ARGEkultur statt.

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Von Elisabeth Pichler

Stefan Zweig beleuchtet in seiner Fouché-Biographie neben dieser diffizilen Persönlichkeit, diesem laut Balzac „psychologisch interessantesten Charakter seines Jahrhunderts“, auch das spannende Umfeld der Französischen Revolution. Dass er ein blutarmer, nervöser, hässlicher Junge gewesen sei, der nur in der Kirche Karriere machen könne, sieht der junge Joseph Fouché als reine Verleumdung an. Als Präsident der Verfassungsfreunde noch ein unsicherer Redner, der für das goldene Mittelmaß eintritt, für Fortschritt, aber nicht auf Kosten der Bürger, landet er schließlich als Abgeordneter der Nationalversammlung in Paris.

Anfangs hält er sich zurück, denn er ist der Auffassung, dass eine Revolution niemals dem Ersten gehöre, sondern den Abwartenden, den Klugen. Nach langem Zögern votiert er doch für den Tod Ludwig XVI. Traurige Berühmtheit erlangt er als Schlächter von Lyon. Er geht streng gegen die katholische Kirche vor, will die Ketten der Rosenkränze sprengen und die Priester zur Heirat zwingen. Nach dem Sturz Robespierres, zu dem er entscheidend beiträgt, dient er Napoleon als Polizeiminister. Obwohl mehrfach abgesetzt, gelingt es ihm, auch Napoleons Sturz herbeizuführen. Er verhilft schließlich Ludwig XVIII. zur Macht, doch sollte sich dies als entscheidender Fehler herausstellen.

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