Karl Traintinger: Es lässt sich fast alles als Vorteil verkaufen

Universität Salzburg - Awilda (Jaume Plensa) | Foto: Karl Traintinger

Universität Salzburg - Awilda (Jaume Plensa) | Foto: Karl Traintinger

Gut Ding braucht Weile. Konnten in früher Urzeit die Lehrer noch die Leistungen der meisten Schüler einigermaßen gerecht und richtig einschätzen, meistens wenigstens, so fahren wir heute schön langsam in ein scheinbar gutes, zentral organisiertes Überprüfungssystem (Beispiel: Zentralmatura), das gleiches Recht für alle definieren soll. So weit, so schlecht.

Dr. Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Selbstverständlich geht es dabei um den kleinsten gemeinsamen Nenner.  Irgendwann wird es unsere Bildungspolitik endich geschafft haben, den Ausbildungslevel derart zu senken, dass alle, die eine bestandene Zentralmatura ihr Eigen nennen, ein vergleichbares Bildungsniveau/ -defizit aufweisen können. Es wird noch ein Weilchen dauern, sträuben sich doch einige altehrwürdige Gymnasien gegen die intellektuelle Abflachung, mit der Einführung der Neuen Mittelschule wurde aber schon ein großer Schritt in die gewünschte Richtung gemacht.

Gottseidank gibt es in den nordischen Pisa-Sieger-Staaten schon nachahmenswerte Tendenzen und Entwicklungen für uns Österreicher, wenn ich nur an die Abschaffung der Schreibschrift 2016 in Finnland denke. Der Wirtschaft ist damit sicher geholfen, brauchen doch die Schüler keine Hefte und Bleistifte mehr, sondern können mit einem Computertablet ausgestattet werden, mit dem sich neben der Schule auch die Freizeit verbringen lässt. Die Schultaschen sind mit diesen Multifunktionsgeräten viel besser aufgeräumt, als sie es mit Heften, Büchern, Bleistiften und Malkasten je waren und sein könnten. Ein kleines GPS Modul ermöglicht sogar die Ortung des Gerätes, sollte das Tablet oder Schüler einmal unauffindbar sein.

Österreich neigt in seinem vorauseilenden Gehorsam (ist ab besten bei der Umsetzung von EU-Verordnungen zu sehen) ohnedies dazu, alles besser zu machen, also können wir hoffen, dass wir bald in die schreibschriftlose Richtung marschieren werden. Spätestens nach der nächsten Reform und dem dazugehörigen Schulversuch. In Wirklichkeit ist das mühselige Erlernen der Schreibschrift nur unnötige Zeitverschwendung, noch dazu, wo sich die richtige Rechtschreibung dauernd ändert.

Das alte Relikt einer Unterschrift könnte man mit digitalen Signaturen ersetzen, auch Fingerabdrucksensoren, wie sie auf manchen Handys verwendet werden könnten eingesetzt werden; für ganz verwegene Freaks wären vielleicht sogar eingepflanzte Mikrochips ein Thema. In unserer vernetzten Welt sollte es dann einige Uplinks geben: Gesundheitsbehörden, Verwaltung, Finanzamt. Vieles könnte einfacher und effizienter gestaltet werden. Ein weiterer Vorteil wäre, man könnte auf die umstrittene Vorratsdatenspeicherung weitgehend verzichten.

Ein kleiner Schritt in das Herunterfahren  des Matura-Niveaus wurde mit der Einführung der Zentralmatura schon gemacht. Es braucht halt alles seine Zeit, aber wenn unser Schulsystem noch länger reformiert wird, stehen die Chancen gut, dass es bald schneller gehen könnte. Die Universitäten beobachten schon seit längerer Zeit, dass die Lese- und Schreibkompetenz der Studienanfänger sinkt, hört man von gewöhnlich gut informierten Kreisen.

Ein Lichtblick, die Jugend hat praktisch keine Probleme beim Ein- und Ausschalten von Handys und Computern.

Weiterfüherende Infos:
Thomas Selinger: Alles Schule, ein Versuch.
Christoph Janacs: Offener Brief zur Zentralmatura
Karl Traintinger: “kann ih nu nd sagn, cu. Auto-Tippfehlerkorrektur geplant. Ein NSA-Service?”

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2 Kommentare zu "Karl Traintinger: Es lässt sich fast alles als Vorteil verkaufen"

  1. Hanns Mayr Hanns Mayr | 27. Februar 2015 um 09:19 |

    So ein Schwachsinn! Leider läuft es in den Schulen nicht immer so, wie es sein sollte. Trotzdem, so schlecht sind unsere Schulen auch wieder nicht.

  2. Avatar-Foto Bernd Salomon | 27. Februar 2015 um 08:58 |

    Die Handschrift ist verzichtbar, reduziert sich doch das Schreiben bei vielen Wahl-Lemmingen ohnedies nur auf das Kreuzerl bei der angestammten Partei!

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