„Auf die Plätze, fertig, arbeitslos“

 Die junge Regisseurin und Stückautorin Renate Aichinger hat für das ARGEkultur Festival „Angst Macht dumm!“ ein Auftragswerk zum Thema Angst und Arbeitslosigkeit geschrieben, welches in ihrer Regie am 12.11.2009 zur Uraufführung kam.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Foto: ARGEkultur

Renate Aichinger | Foto: ARGEkultur

Aichingers Absicht war es, einen witzigen Abend zu gestalten, doch sollte dem Zuschauer dabei das Lachen im Hals stecken bleiben. Außerdem wollte sie nicht die typischen Arbeitslosen auf die Bühne stellen, sondern dieses „Kann ja jedem passieren, aber doch nicht mir“-Gefühl brechen. Sie beschränkte sich schließlich auf vier Figuren, die alle auf ihre Art schräg sind, aber einem irgendwie bekannt vorkommen, egal ob sie Paula, Frau Erna, Herr Karli oder Leon heißen.

___STEADY_PAYWALL___

„Auf die Plätze, fertig, arbeitslos!“ rufen die vier schwarz-weiß gekleideten Arbeitslosen, stürmen auf die Bühne, versuchen sich lautstark anzupreisen und drängen sich dabei rücksichtslos immer wieder ab. Da ist Leon (Tobias Ofenbauer), für den die zwei Marmeladesemmeln zum Frühstück den Höhepunkt des Tages darstellen. Die flexible Frau Erna (Corinna Pumm) hat nur ein Ziel: Erste zu sein, wenigstens beim Arbeitsmarktservice, um so die Nummer eins zu ergattern. Doch auch diese Genugtuung wird ihr genommen, denn bald schon werden nur mehr Termine vereinbart. Herr Karli, der Jammertalkönig, (Harald Jokesch) ist dreißig Jahre von Bürmoos nach Hallein in die Papierfabrik gependelt und steht nun ebenso in der Schlange wie die Werbetexterin Paula (Esther Csapo).

Diese Geschichten werden nicht kontinuierlich erzählt, sondern kaleidoskopartig, in einem bunten Reigen an Filmanspielungen, Zukunftsvorstellungen, Träumen und Realitäten. Eine schräge weiße Fläche muss immer wieder erklettert werden, denn da oben stehen sie, die beiden Damen vom AMS, anfangs noch in der Farbe der Hoffung, in grüner Kleidung. Geringschätzig blicken sie auf die Arbeitssuchenden und sind an deren Schicksal absolut nicht interessiert. Doch gegen Ende des Stückes werden sie auf dieser schiefen Ebene ausrutschen und müssen ihre bunte Kleidung abgeben. Dann sitzen auch sie in einem Boot mit unseren Vieren, denn die Arbeitslosigkeit ist auf Erfolgskurs und lässt sich nicht aufhalten, in allen Schichten zu gewinnen.

Das wortgewaltige Stück hinterlässt einen starken Eindruck. Die frische und schwungvolle Inszenierung sorgt trotz des tristen Themas immer wieder für Heiterkeit, die hoffentlich – wie von der Autorin gewünscht – manchmal auch im Hals stecken bleibt.

„Auf die Plätze, fertig, arbeitslos“ / Von Renate Aichinger / Eine Eigenproduktion der ARGEkultur im Rahmen des Festivals „Angst Macht dumm!“ / Mit: Tobias Ofenbauer, Corinna Pumm, Harald Jokesch, Esther Csapo, Barbara Lehner, Magdalena Klein / Technik: Günther Seiser, Regieassistenz: Viktoria Pichler, Produktionsleitung & Dramaturgie: Cornelia Anhaus, Ausstattung: Renate Aichinger, Maske: Marliesa Hagn, Bühne: Tischlerei Alexander Zechbauer

Diesen Artikel empfehlen. Teilen mit:

Visits: 1

Dorfladen

Kommentar hinterlassen zu "„Auf die Plätze, fertig, arbeitslos“"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*