Ein Pfingstpamphlet

Taube | © Marty Kropp - Fotolia.com

Wenn ich an Pfingsten denke, sehe ich die verängstigten und verschüchterten Apostel vor mir. Auch glaube ich, die Gegenwart des Heiligen Geistes zu spüren, der mitten im Raum auf die Jünger herniederschießt, die Burschen mit himmlischem Mut erfüllt.

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Von Reinhard Lackinger
Salvador, einige Tage vor dem Pfingstsonntag 2015

Meine kindlichen Vorstellungen zeigen mir den Wirbelsturm und jenes, in zwölf Flammenzungen geteilte Feuer. Bilder, die mir vom Kathechismusunterricht der Volksschule erhalten blieben sind.

Heute, als alter Mensch, denke ich gerne an die arglosen Vorstellungen, die ich weiterhin mit mir herumtrage. Vielleicht habe ich deshalb immer weniger Geduld mit  Neuigkeiten! Fernsehnachrichten machen mich schläfrig. Aus den Online-Zeitungen lese ich fast ausschließlich die Überschriften. Vieles interessiert mich nicht mehr! Internet benütze ich nur zu Hause. Smartphone mit Whatsapp habe und brauche ich nicht. Ein Blick ins Facebook genügt, um zu wissen, wie es um die Welt steht. Die einst viel geschätzte Allgemeinbildung, aber auch der Eifer derjenigen, die nach wie vor alles ganz genau wissen wollen, kosten mir nur noch ein wehmütiges Lächeln. Irgendwann hört jeder auf, sich für dieses oder jenes zu interessieren.Entweder fehlt es an Hormonen, an Mitgefühl mit anderen Menschen, oder einfach nur an Neugier und Energie.

Ich lese noch gerne. Aber keine triviale, Süßholz raspelnde Unterhaltungslektüre. Es muß im Text schon ein Funke springen. Wie von einem Feuerstein, von einer grobkörnigen Schleifscheibe, von einem Schmiedestück. Ein Lichtbogen muß zünden zwischen der Absicht des Autoren und meinem Herzen. Deshalb habe ich an Büchern, die nur schön sind, keine Freude. Ich nehme ein Volumen nur noch zur Hand, wenn ich in ihm Spuren engagierter, mit Satire und Schmäh geschriebener Literatur vermute. Alle anderen wunderschön redigierten, gebundenen, illustrierten, aber mehr oder weniger entbehrlichen Werke, die in den Auslagen der Büchereien auf uns warten, bedeuten für einen mürrischen Greis wie mich nicht mehr als die prächtigen Schlösser, Gottesfurcht einflößenden Kathedralen, Wand – und Deckenmalereien, Gobelins und anderen Kunstwerke, mit denen einst die Fürsten und auch der Klerus das Paradies, beziehungsweise das Himmelreich auf Erden nachzuahmen versuchten. Allen bildenden Künstlern, Musikern, sowie den Dichtern …

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