„Carmen“ – gleißende Hitze über Andalusien

Mozarteum

Mozarteum | Foto: Mozarteum - Christian Schneider

Die Abteilung für Musiktheater der Universität Mozarteum überrascht mit einer ungewöhnlichen Interpretation von Georges Bizets „Carmen“. Regisseur Alexander von Pfeil und der musikalische Leiter Gernot Sahler greifen auf die Version der Pariser Uraufführung mit gesprochenen französischen Dialogen zurück. Die Premiere dieser aufwühlenden Inszenierung wurde am 13. Juni 2015 vom Publikum stürmisch gefeiert.

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Von Elisabeth Pichler

Der leichte Nebel auf der Bühne vermittelt brütende, lähmende Hitze. Da die Klimaanlage im Großen Studio des Mozarteums während der Ouvertüre den Geist aufgibt, ist diese auch im Zuschauerraum spürbar. Die Soldaten in Sevilla kämpfen mit Kartenspielen gegen die Langeweile an. Als die Fabriksmädchen Mittagspause machen, kommt Leben in den müden Trupp. Einige der jungen Frauen zeigen sich willig, doch die verführerische Carmen lässt sich nicht so leicht beeindrucken. Der Brigadier José kommt in arge Bedrängnis, als er Carmen wegen einer Messerstecherei ins Gefängnis abführen soll. Blind vor Liebe und Leidenschaft und ohne an die Folgen zu denken, verhilft er der Angebeteten zur Flucht. Dass Carmens Liebe wankelmütig ist, bekommt José schon bald zu spüren, denn der stolze Torero Escamillo erweist sich als harter Konkurrent.

Die russische Mezzosopranistin Sofiya Almazova überzeugt in der Titelrolle nicht nur gesanglich, es gelingt ihr, trotz ihres schlichten schwarzen Kleides, wie eine gefährliche Raubkatze zu wirken. Kein Wunder, dass ihr der in Thailand geborene Nutthaporn Thammathi als Don José total verfallen ist. Als sein Vorgesetzter Zuniga überzeugt Bassist Svyatoslav Besedin durch enorme Bühnenpräsenz, seine gespielte Arroganz und Überheblichkeit beeindruckt. Min Ji Kim als Micaëla, ein schlichtes Mädel vom Land, irrt verloren zwischen all den lüsternen Männern herum, stets auf der Suche nach ihrem geliebten José. Während sich die Soldaten brutal und primitiv geben, beeindrucken die Bosse der Schmugglerbande als feine Herren. Brutal geht es aber hier wie dort zu, es wird gesoffen, geprügelt, gefoltert, gehurt, geraubt und gekokst. Das blutige Ende ist daher keine Überraschung.

Zwei riesige Mauerblöcke beherrschen die Bühne und werden vor jedem Akt neu gruppiert, um das passende Ambiente zu schaffen. Die in gedämp…

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