„Sägewerk. Über die Herstellung von Landschaft“

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Zur Eröffnung der heurigen Sommerszene lassen Hubert Lepka und sein Künstlernetzwerk lawine torrèn auf der Bühne des republic eine Holzhütte bauen, wobei ihnen der Raum als Landschaft dient. Es gibt unendlich viel zu hören, zu sehen und zum Nachdenken an diesem Abend, an dem sich alles um die Natur, im Besonderen um den Wald dreht. Eine Uraufführung, die in Erinnerung bleiben wird.

elipi_aVon Elisabeth Pichler

Der erste Blick auf die Bühne zeigt, dass wohl schon im Vorfeld fleißig geschlägert worden ist. Bäume, Bretter und jede Menge Maschinen liegen herum und hindern die Spielleiterin (Marion Hackl) daran, die Bühne zu betreten. Ein williges Opfer, es handelt sich ja um Mitmachtheater, ist schnell gefunden. Geschickt hantiert der „Freiwillige“ mit der Säge und räumt den Weg frei. Der Naturwissenschaftler Prof. Zaisberger (Stephan Kreiss), bekannt als Herausgeber des Sachbuches „Alzheimersymptome der Natur“, nimmt auf einer Couch Platz und beginnt im Stile einer Talkshow über die Natur zu philosophieren, die in Mitteleuropa leider nicht mehr zu finden ist. Sekundärlandschaft hat sich breitgemacht.

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Der Schwarzwald-Philosoph Martin Heidegger und Adalbert Stifter werden bemüht, um den romantischen Wald hochleben zu lassen. Thomas Bernhard hingegen darf in gewohnter Weise dagegenwettern. Die anregenden, wenn auch sehr komplexen Gespräche werden durch einen A-cappella-Chor mit Werken der Renaissance aufgelockert. Zu traumhaft schönen Naturaufnahmen, die über eine Videowall flimmern, verrenken zwei Tänzerinnen hingebungsvoll ihre Glieder. Bäume, Moose und allerlei Getier sind zu bewundern, doch auch die Zerstörung der Natur, das gnadenlose Fällen von Bäumen, wird in eindringlichen Bildern geschildert. Auch Erzähltheater mischt an diesem Abend mit, denn aus Adalbert Stifters „Hochwald“ wird die romantisch-tragische Geschichte der beiden Schwestern Klarissa und Johanna erzählt, die sich während des Dreißigjährigen Krieges in einer Hütte im Wald verstecken.

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Hubert Lepka/lawine torrèn hat unendlich viel hineingepackt in diese „romantische Waldstunde“. Eine interdisziplinäre Performance, die mittels Tanz, Schauspiel, Gesang, Videos sowie der zerstörerischen Kraft der Maschinen für unvergessliche Bilder sorgt. Ein gelungener, aufwändiger Auftakt für die Sommerszene, der bei der Premiere am 23. Juni 2015 überaus positiv aufgenommen wurde.

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„Sägewerk. Über die Herstellung von Landschaft“ Idee und Regie: Hubert Lepka. Schauspiel und Tanz: Marion Hackl, Stephan Kreiss, Mirjam Klebel, Daniela Faria, Giovanni Jussi, Rudolf Hauser. Acht Männerstimmen: Martin Fuchsberger (Leitung), Roland Faust, Franz-Joseph Labmayr, Lukas Schwingenschuh, David Bader, Benjamin Sattlecker, Denis Leopold Leiss, Oscar-Antonio Marin-Reyes. Film: Stefan Aglassinger. Text: Hubert Lepka und Joey Wimplinger. Fotos: sommerszene/ Bernhard Müller

Hubert Lepka/ lawine torren

Hubert Lepka/ lawine torren

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