Im angenehm kühlen Gewölbe des Kleinen Theaters ging es am 13. August 2015 bei der Premiere einer turbulenten, überaus lehrreichen Beziehungskomödie heiß her. Als Paartherapeuten und Beziehungswissenschaftler Dr. Caroline Liebling und Dr. Bernhard Liebling schaffen es Caroline Richards und Bernhard Baumgartner, das Publikum in die Geheimnisse des Lachyogas einzuweihen, bewährte Mittel gegen Eheprobleme jeder Art. Sommertheater für die Lachmuskeln.
Die Statistiken sind ernüchternd: 50 % aller Ehen enden vor dem Scheidungsrichter. Bei den sogenannten Zweitehen ist die Quote sogar noch höher. Kein Wunder, dass Paartherapien boomen. Das extrem glücklich verheiratete Ehepaar Liebling ist mit dem selbst gegründeten Institut für angewandte Liebesbeziehungen (IFAL) äußerst erfolgreich. Der Werbeslogan „Wir helfen Menschen in jeder Beziehung“ klingt vielversprechend. An diesem Abend gewähren uns die beiden Einblicke in ihre tägliche Arbeit. Sie verraten uns diverse Tools, Krücken und Tücken, Tipps und Tricks, die uns in „beschissenen“ Situationen weiterhelfen sollen.
Laut moderner Gehirnforschung sind vier Grundtypen von Menschen auszumachen. Doch sind Dopamin, Östrogen, Seratonin und Testosteron wirklich schuld daran, dass jemand energetisch, kommunikativ, risikomeidend oder dominant ist? Drastisch wird uns vor Augen geführt, wie katastrophal eine Beziehung zwischen Paaren mit gleichen Veranlagungen verlaufen kann. Um uns die sieben Stufen einer Beziehung (Kennenlernen, Verliebtheit, Erwartungen, Machtkampf, verflixtes siebtes Jahr, Versöhnung und Akzeptanz) vor Augen führen zu können, programmieren die Therapeuten die Beziehungs-Crashtest-Dummys Thomas und Monika ganz nach ihren Wünschen und Vorstellungen. Monika, ganz nach männlichen Wünschen kuratiert, erweist sich als blondes Dummchen mit Piepsstimme, einer enormen Oberweite und eigenartigen Vorlieben: „Ich koche gerne und ich liebe Sex.“
Köstlich, wie Caroline Richard in der Rolle der sexy-naiven Monika mit den Wimpern klimpert und mit Dolly-Buster-Stimme flötet, um im nächsten Moment wieder in die Rolle der professionellen Therapeutin zu schlüpfen. Bernhard Baumgartner darf den „typischen“ Mann mimen, der dumme Anmachsprüche auf Lager hat und sich im Ehealltag als emotional zurückgeblieben erweist. Als Therapeut tappt er in seine eigene Falle und so darf er auch noch die fünf Stufen einer Trennung erläutern.
Die freche, flotte Komödie mit großem Wiedererkennungswert sorgt für beste Stimmung im Publikum, dessen weiblicher Teil wie ein Fels hinter Frau Dr. Liebling steht und Herrn Dr. Liebling gnadenlos im Regen bzw. alleine auf der Bühne stehen lässt. Möge sich der „ganzheitlich-bahnbrechende Abend“ positiv auf diverse Beziehungsangelegenheiten auswirken, auch wenn die Therapeuten selbst kläglich scheitern.
„BZW. So ein Beziehungstheater“ – Regie: Josef Krasanovsky. Mit: Caroline Richards & Bernhard Baumgartner. Fotos: Autrenalin/Mike Herzog
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