Elisabeth Pichler. Das preisgekrönte Jugendstück der australischen Autoren Tom Lycos und Stefo Nantsou basiert auf Ereignissen, die sich 1994 in Melborne ereigneten und später leider auch in Deutschland Nachahmer fanden.
Unmotiviert und gelangweilt hängen zwei Jugendliche auf einem Lagerplatz mit Autoreifen herum, der 15-jährige Diesel, ein Großmaul, und der 14-jährige Flo, ein Mitläufer, vertreiben sich die Zeit mit Breakdance und halsbrecherischen Turnereien. Schließlich versuchen sie, in eine Lagerhalle einzubrechen. Als dabei ein Alarm ausgelöst wird, bespritzt Flo Diesel mit Benzin und beide phantasieren, wie es wohl wäre, eine Katze anzuzünden.
Die beiden fordern sich gegenseitig immer mehr heraus und landen schließlich auf einer Autobahnbrücke. Aus dem respektlosen Spiel und den immer gefährlicheren Mutproben wird blutiger Ernst. Sie kicken abwechselnd Steine auf unter ihnen vorbei rasende Autos. Der letzte Stein durchschlägt die Windschutzscheibe eines Volvo, der Fahrer stirbt. Die Jungen können zwar unerkannt entkommen, doch sie fühlen sich erbärmlich. Flo hält die Gewissensbisse nicht mehr aus, erzählt alles seiner Mutter und stellt sich schließlich der Polizei.
Auf einer großen Videoleinwand werden die Schlüsselszenen mit eindrucksvollen Bildern untermalt und machen die Ereignisse noch verstörender.
Die Inszenierung dieses Zweipersonenstückes lebt vom engagierten, energiegeladenen und authentischen Spiel der Akteure Martin Bermoser und Wilhelm Iben, die auch die beiden Polizisten verkörpern. Blitzschnell wechseln sie die Rollen, Mütze und Stirnband verschwinden, Körperhaltung und Stimmlage werden geändert und schon stehen zwei Polizisten auf der Bühne. Der Wechsel machte den beiden sichtlich Spaß. Interessant ist, dass sich die Persönlichkeiten jeweils eines Jungen und eines Polizisten ähneln. Aus dem etwas sensibleren Flo wird ein durchaus vernünftiger Polizist, aus Diesel leider ein sehr ignoranter und präpotenter. Ihre Meinungsverschiedenheiten führen schließlich zu einem Dialog mit dem Publikum: Ab wann trägt man Verantwortung? Sind die beiden schuldig zu sprechen?
Das energiegeladene Stück, wie geschaffen für die Altersgruppe 13 plus, thematisiert auf erfrischend unkonventionelle Art jugendlichen Vandalismus, ohne den Zeigefinger mahnend zu erheben. Ein spannender Mix aus Komik und Tragik mit einem doch etwas überraschendem Ende.
Taka-Tuka / Theater für Kinder, Salzburg / “Stones” von Tom Lycos & Stefo Nantsou / Jugendtheater 13 plus / Salzburger Erstaufführung / Regie: Caroline Richards / Spiel: Martin Bermoser & Wilhelm Iben / Bühne und Kostüm: Sarah Haas / Video: Hans-Jürgen Gökler & Michael Uitz / Musik: Axel Müller
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