Der Theaterverein Henndorf wagt sich mit jungen Darstellern an Shakespeares zeitlose Liebestragödie „Romeo und Julia“.
Die klassische Übersetzung von Thomas Brasch, einem „modernen Elisabethaner“, stellt hohe Anforderungen an die Jungschauspieler, die sie mit Bravour meistern. Die Premiere fand am 13. November 2015 in der Wallerseehalle statt.

Von Elisabeth Pichler
Veronas Jugend hängt lustlos in den Straßen herum und fadisiert sich. Da bedarf es nur einer Kleinigkeit und die beiden rivalisierenden Clans gehen aufeinander los. Als sich der junge Montague Romeo in Julia aus dem Hause der verfeindeten Capulets verliebt, versuchen die beiden, ihre Familien mit einer Blitzheirat zu überrumpeln und dadurch vielleicht eine Versöhnung herbeizuführen. Das Schicksal ist jedoch gnadenlos.
Nach einer neuerlichen Streiterei wird Romeo zum Mörder und muss Verona verlassen. Julia hingegen soll Prinz Paris heiraten. Pater Lorenzo will den unglücklich Liebenden helfen, doch sein Plan ist äußerst riskant.

In einem Workshop hat Regisseurin Daniela Meschtscherjakov nach der passenden Besetzung für das Stück gesucht, wobei sich allein für die Rolle der Julia gleich acht junge Mädchen bewarben.
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Nun steht die erst 15-jährige Jana Rieger gemeinsam mit dem 16-jährigen Benjamin Laabmayr als Romeo auf der Bühne. Bewundernswert, wie die beiden den anspruchsvollen Text beherrschen und mit welcher Ernsthaftigkeit und Hingabe sie um ihre erste große Liebe kämpfen.

Die ungestümen Jugendlichen, allesamt freche Maulhelden, haben ihre Degen locker sitzen. Dank Fechtunterricht von Martin Brunnemann vom Schauspielhaus Salzburg fegen sie mit sichtlichem Vergnügen über die Bühne. Jakob Kucher darf als Benvolio mit artistischen Einlagen glänzen, während sich Simon Heidegger als Mercutio und Philipp Laabmayr als aggressiver Tybald nicht nur verbal verletzen. Lucia Schöndorfer als Dienerin kann zwar nicht lesen, doch an Verwegenheit steht sie den jungen Männern in nichts nach.

Gegen all diese jugendlichen Temperamentsbündel haben es die Erwachsenen nicht leicht zu bestehen. Als schrille Amme sorgt Barbara Haas für Heiterkeit. Julias Mutter (Hannah Mösenbichler) glänzt durch Putzsucht und Ignoranz, ihr Gatte (Raimund Neckermann) durch rücksichtslose Strenge. Dass Julia mit dem für sie bestimmten, bereits etwas in die Jahre gekommenen Prinz Paris (Raphael Steiner) wenig Freude hat, ist verständlich. Nur Josef Leimüller als Pater Lorenzo zeigt Mitleid und unterstützt die Liebenden.



Für die passende musikalische Untermalung sorgt Christian Meschtscherjakov. Für das romantische Bühnenbild, eine Straße in Verona mit dem obligatorischen Balkon sowie einer kleinen Kapelle, die sich in eine Gruft verwandeln lässt, hat der Theaterverein Henndorf fleißig gebaut und gepinselt.

Daniela Meschtscherjakov serviert dem Publikum eine rasante Inszenierung mit wilden Fecht- und Kampfszenen, einer unverblümten, oft zweideutigen Sprache und erfrischender Situationskomik. Ein absolut gelungenes Experiment, in dem junge Schauspieler einen alten Klassiker neu beleben, Theatervergnügen pur.

„Romeo und Julia“ von William Shakespeare in der Übersetzung von Thomas Brasch. Regie: Daniela Meschtscherjakov. Musik: Christian Meschtscherjakov. Mit: Benjamin Laabmayr, Jana Rieger, Josef Leimüller, Barbara Haas, Simon Heidegger, Jakob Kucher, Raimund Neckermann, Hannah Mösenbichler, Philipp Laabmayr, Raphael Steiner, Werner Putz, Raphael Klausz, Lucia Schöndorfer, Adele Eppenschwandtner, Alina Haas. Fotos: Albert Moser/ Theaterverein Henndorf
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