„Die Fledermaus“ – Es lebe Champagner der Erste!

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Studierende des Departments für Musiktheater der Universität Mozarteum haben sich erstmals an eine Operette gewagt. Wenn sich junge Menschen mit der „Fledermaus“ von Johann Strauss, diesem Paradestück an Operettenseligkeit, auseinandersetzen, darf man gespannt sein. So kommen in der Regie von Karoline Gruber die Doppelmoral und die menschliche Gemeinheit der sogenannten besseren Gesellschaft drastisch zum Ausdruck. Im Großen Studio der Universität Mozarteum geht es daher ordentlich zur Sache.

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Von Elisabeth Pichler

Prinz Orlofsky sitzt gelangweilt an einem Küchentisch und behauptet, dass er sich gerne Gäste einlädt. Sein Freund, Notar Dr. Frank, verspricht ihm ein amüsantes Abenteuer, will er sich doch heute Abend beim großen Maskenball an Herrn von Eisenstein rächen. Dieser hatte ihn einst nach einer durchzechten Ballnacht als Fledermaus verkleidet auf einer Parkbank zurückgelassen. Für die Peinlichkeit soll er nun büßen. „Die Rache der Fledermaus“ verspricht grausam, aber für Außenstehende vergnüglich zu werden. Das Stubenmädchen Adele und Alfred, der ehemalige Verlobte von Eisensteins Gattin Rosalinde, sind in den Plan eingeweiht und wollen Dr. Frank tatkräftig unterstützen. Obwohl in diesem Vorspiel schon einige der bekanntesten Lieder erklingen, hebt sich der schwarze Vorhang erst jetzt und wir blicken in das noble Wohnzimmer der von Eisensteins. Das Verwechslungsspiel kann beginnen.

Das Salonorchester der Universität Salzburg unter der musikalischen Leitung von Kai Röhring sitzt tief unten im Orchestergraben, während rundum wilde Verfolgungsjagden stattfinden. Anna Brandstätter und Christina Pointner zeichnen für das stilvolle Bühnenbild verantwortlich, das sich schnell von einem bürgerlichen Wohnzimmer in eine Fürstensuite verwandeln lässt. Ganze Arbeit geleistet hat Iris Jedamski, indem sie Unmengen von extravaganten Kostümen entworfen hat, die das Vokalensemble der Universität Mozarteum auf der Bühne anlegt, um sich beim Maskenball des Fürsten zu amüsieren. Die großartig singenden und temperamentvoll agierenden Sängerinnen und Sänger (es gibt jeweils zwei Besetzungen) müssen in dieser teilweise brutal realistischen Inszenierung alles geben. Für die Rolle des Frosch hat man sich zwei Schauspielstudenten des Thomas Bernhard Instituts geholt, wobei der eine einen relativ nüchternen Gefängniswärter verkörpert, der andere sein Alter Ego im Vollrausch, das sich kaum auf den Beinen halten kann. Eine Variante, die beim Publikum besonders gut ankommt.

Seit Hans Neuenfels‘ skandalöser Inszenierung bei den Salzburger Festspielen im Jahre 2001, einem Abschiedsgeschenk des scheidenden Intendanten Gérard Mortier, wird „Die Fledermaus“ immer öfter kritisch hinterfragt. Dem Department für Musiktheater des Mozarteum Salzburg ist mit dieser gemäßigten Dekonstruktion der ach so heilen, champagnergetränkten Operettenwelt ein großer Wurf gelungen. Der Großteil des Publikums zeigte sich begeistert.

„Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Eine Veranstaltung des Departments für Musiktheater in Kooperation mit den Departments für Gesang, Bühnenbild und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur sowie Schauspiel/Regie – Thomas Bernhard Institut. Musikalische Leitung: Kai Röhring. Szenische Leitung: Karoline Gruber. Bühne: Anna Brandstätter/Christina Pointner. Kostüme: Iris Jedamski, Salonorchester der Universität Mozarteum. Vokalensemble der Universität Mozarteum.

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