„Concerto pour deux Clowns“ – ein ungleiches Paar

In der vierten und letzten Premiere des Winterfests 2015 verzaubern „Les Rois Vagabonds“ aus Frankreich mit einem „Konzert für zwei Clowns“ das Publikum. Julia Moa Caprez und Igor Sellem, beide ausgebildete Musiker und Akrobaten, verknüpfen klassische Musik und poetische Clownerie mit Akrobatik. Standing Ovations für diese neue, humorvolle Facette des Cirque Nouveau bei der Premiere am 27. Dezember. 

elipi_aVon Elisabeth Pichler

Julia Moa Caprez ist sich ihrer Wirkung bewusst, wenn sie in ihrem roten, barocken Kleidchen mit hoher, weißer Perücke durch die Manege tänzelt und trippelt. Da hat es ihr zierlicher, unscheinbar gekleideter Partner Igor Sellem nicht leicht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Seine charmanten, rührend tollpatschigen Versuche, es der großen Diva gleichzutun, bestechen durch Charme und gute Laune. Seine Rolle als dummer August wird durch eine ordentliche Portion „Bauernschläue“ ausgeglichen und so gelingt es ihm immer wieder, Applaus ganz für sich alleine zu erheischen. Aus dem Hinterhalt streut er seiner Partnerin zwar rote Rosen, doch den Beifall nimmt er ungeniert statt ihr entgegen. All diese kleinen Auseinandersetzungen sind eingebettet in ein hinreißendes klassisches Konzert. Ob Vivaldi, Strauss oder Ravel, unter solch erschwerten Bedingungen ist deren Musik wohl noch nie erklungen, denn Julia fiedelt in jeder Lage, ob kopfüber oder auf ihrem Partner balancierend. Dieser muss seine Trompete erst von Strohballen befreien, doch dann findet auch er schnell den richtigen Ton.

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Als Requisiten reichen den beiden zwei unterschiedlich große Kisten, mit deren Hilfe sie kleine, skurrile Geschichten erzählen. Eine Seefahrt endet für Igor auf einer einsamen Insel, von der er in der Premiere von einem eher unwilligen freiwilligen Helfer gerettet wurde. Dem Charme des kleinen Mannes vermochte sich dieser dann aber doch nicht zu entziehen und so ließ er sich zum Dank widerstandslos herzen und küssen.

Die Stimmung in der Manege ändert sich ständig, auf einen rasanten Stierkampf zu Ravels Bolero folgt etwa ein Weinkrampf der Künstlerin, angeblich wegen zu geringer Begeisterung seitens des Publikums. Da bleibt ihrem gutmütigen Partner nichts anderes übrig, als mit Rosen nachzuhelfen. Zum Finale sind aber alle Streitigkeiten vergessen, die beiden kommen sich am Kronleuchter hängend näher und entschweben harmonisch, während die Bühne malerisch im Nebel versinkt.

„Les Rois Vagabonds“ bewegen sich mit Leichtigkeit und Raffinesse zwischen ihren verschiedenen Disziplinen und bescheren mit ihrer ganz speziellen Art der Clownerie Jung und Alt eine unbeschwerte Stunde zum Staunen und Schmunzeln. „Unsere Leidenschaft für die klassische Musik bietet uns einen einfachen Vorwand, um auf die Bühne zu gehen: Ein Konzert zu spielen. Wir sind Musiker, Akrobaten, Mimen – aber es ist das Publikum, das uns zu Clowns macht.“

„Concerto pour deux Clowns“ – Les Rois Vagabonds. Von und mit: Julia Moa Caprez und Igor Sellem. Technik: Sacha Pinget, Florian Euvrard. Dauer: 65 min. Empfohlen für Kinder ab 8 Jahren. Foto: Winterfest/ V Vanhecke

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