CieLaroque/ Helene Weinzierl: „habibi problem“

Foto: ARGEkultur

 CieLaroque/Helene Weinzierl zählt zu den meist tourenden Ensembles der österreichischen Tanzszene und zeigt seit beinahe 15 Jahren weltweit ihre Produktionen. Ihre jüngste Arbeit „habibi problem“, 2009 mit dem  Jurypreis beim Arenafestival in Erlangen ausgezeichnet, mischt Tanz und Performance mit den Kunstformen des Videos und Comics.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Auf einer länglichen, dreigeteilten Videoleinwand verfolgen wir die Flucht eines jungen Mannes, zuerst eine wilde Verfolgungsjagd mit Autos, dann ein gehetztes Laufen durch Wiesen und Wälder, durch verlassene Wohnviertel und Treppenhäuser. Währenddessen liegt sein Freund auf einer Pritsche in einer Zelle und tanzt sich in Trance, ständig in Gedanken bei dem fliehenden Freund.

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Zuerst noch sehr gefasst, doch zunehmend verzweifelter pendelt er zwischen Liege, Tisch und Sessel hin und her. Wenn er zum Verhör geschleppt wird, sind sowohl Bühne als auch Zuschauerraum hell ausgeleuchtet und die Zelle, die vorerst so dominierend gewirkt hat, scheint plötzlich ganz klein, die Isolationshaft wird spürbar.

Juraj Korec spielt und tanzt den im Iran zurückgebliebenen Häftling, während Erich Rudolf, dem die Flucht gelungen ist, nur auf dem Video zu sehen ist. Zwischen diesen zwei Erzählebenen  kommt es ständig zu Interaktionen, selbst der Atemrhythmus der einstigen Liebhaber geht teilweise synchron. Eine Stimme aus dem Off erklärt immer wieder die aktuelle Situation des Flüchtlings, seinen Antrag auf Asyl und die ständigen Verzögerungen. Erschreckend die Szene, in der Korec zusammengeschlagen und gefoltert wird, tänzerisch und pantomimisch beklemmend, das geht unter die Haut. Was ihm am Ende bleibt ist die Häftlingsnummer und die Erinnerung an den Liebhaber.

Wie meist bei cieLaroque handelt es sich bei „habibi problem“ um ein gesellschaftskritisches und sehr politisches Stück, welches sich mit dem Thema Homosexualität in islamischen Ländern, insbesondere dem Iran beschäftigt. Die knapp eine Stunde dauernde Performance ist eine sehr bewegende Produktion, die das Thema Todesstrafe  kritisch betrachtet und dabei dem Iran die Vereinigten Staaten gegenüberstellt, das gibt zu denken.

Konzept/ Regie/Choreographie: Helene Weinzierl in Zusammenarbeit mit den Performern: Erich Rudolf & Juraj Korec, Musik: Oliver Stolz, Licht: Albert Haderer, Kamera/Animation: Markus Huber, Schnitt: Petra Hinterberger, Bühnenbild: Johannes Stockinger, Produktionsleitung/Management: Martina Leitner

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