„The Swing Thing“ – Das Karussell dreht sich

Alexandra Sagurna (Alice LeBlanc)
Moritz Grabbe (Harry Cline), Ensemble

Moritz Grabbe (Harry Cline), Ensemble

1969 sorgte Sydney Pollacks amerikanisches Filmdrama „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ (They Shoot Horses, Don’t They?) für Furore und wurde für acht Oscars nominiert. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Horace McCoy aus dem Jahr 1935 und schildert einen Tanzmarathon zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in den USA. Die Premiere der von Robert Pienz als makabre Show aufwändig inszenierten Bühnenfassung fand am 17.3.2016 im Schauspielhaus Salzburg statt.

elipi_aVon Elisabeth Pichler

Im großen Saal wurde eine dem historischen Vorbild nachempfundene Arena, die an einen schäbigen Tanzsaal erinnert, aufgebaut (Ausstatterin: Ragna Heiny). Der Moderator der Show animiert das Publikum, das rechts und links der Bühne Platz nimmt, die Tänzer durch Johlen und Klatschen lautstark zu unterstützen. Dann öffnet er „die Zauberpforte für Ruhm und Reichtum“ für ein armseliges Grüppchen, das bereit ist, den strapaziösen Wettkampf auf sich zu nehmen und sich die Siegesprämie von 1.500 Silberdollar zu ertanzen. Sollte das nicht klappen, so hatte man wenigstens für kurze Zeit ein Dach über dem Kopf und sieben Mahlzeiten täglich. Da Glorias Partner aus gesundheitlichen Gründen nicht zugelassen wird, muss die desillusionierte Schauspielerin mit Robert, einem erfolglosen Regisseur, ins Rennen gehen.

The Mermaids - Michaela Schmid, Vera Pienz, Bina Blumencron (nicht im Bild)

The Mermaids – Michaela Schmid, Vera Pienz, Bina Blumencron (nicht im Bild)

Die hübsche Alice träumt davon, entdeckt zu werden und endlich Karriere zu machen, die junge Ruby wiederum ist so verzweifelt, dass sie trotz fortgeschrittener Schwangerschaft die Strapazen der Veranstaltung auf sich nimmt. Um das voyeuristische, am körperlichen Leiden interessierte Publikum bei Laune zu halten, werden zehnminütige mörderische „Derbys“ veranstaltet, in denen die Teilnehmer an ihre Grenzen gehen, bis sie körperlich und mental völlig am Ende sind, stets gnadenlos angetrieben von einem zynischen Moderator.

Nenda Subat (Joel Girard), Alexandra Sagurna (Alice LeBlanc)

Nenda Subat (Joel Girard), Alexandra Sagurna (Alice LeBlanc)

Martin Brunnemann muss als Showmaster Rocky zwar nicht tanzen, schweißtreibend ist sein Job aber dennoch, muss er doch das sensationsgeile Publikum bei Laune halten. Gloria (Yael Hahn) sieht in dem ruinösen Wettbewerb ihre letzte Chance und will sich ihre Niederlage nicht eingestehen. Die bildhübsche, aber leider erfolglose Schauspielerin Alice (Alexandra Sagurna) versucht, das Publikum mit ihrem strahlenden Lächeln für sich zu gewinnen. Als ihr ein Kleid gestohlen wird, ist es mit ihrer guten Laune jedoch vorbei. Nach der Pause, nach bereits 693 durchtanzten Stunden, kippt die Stimmung in der Arena. Die einst fröhlichen Tänzer mutieren zu torkelnden, halluzinierenden Zombies.

Ensemble

Ensemble

In der Tanzarena sorgt ein Großaufgebot von Ensemblemitgliedern und Schauspielschülern für eine energiegeladene Show. Für den swingenden Sound zeichnen Bina Blumencron, Vera Pienz und Michaela Schmid gemeinsam mit einer Combo verantwortlich. Um dem Publikum die Konzentration auf die tragischen Einzelschicksale zu erleichtern, setzt Regisseur Robert Pienz gekonnt Lichteffekte und „Slow Motion“ ein.

Matthias Hinz (Robert Syverton), Yael Hahn (Gloria Beatty)

Matthias Hinz (Robert Syverton), Yael Hahn (Gloria Beatty)

Ein Abend, der hinter die Kulissen von fragwürdigen „Wettbewerben“ blicken lässt, in denen Menschen in Notsituationen skrupellos ausgenützt werden, in denen jedes Scheiterns, jeder Zusammenbruch die Spannung steigert und von einem sensationslüsternen Publikum frenetisch beklatscht wird.

„The Swing Thing“ nach dem Roman „They Shoot Horses, Don’t They?“ von Horace McCoy. Für die Bühne bearbeitet von Robert Pienz & Alina Spachidis. Regie: Robert Pienz. Ausstattung: Ragna Heiny. Musikalische Leitung: Fabio Buccafusco. Mit: Yael Hahn, Matthias Hinz, Alexandra Sagurna, Nenad Subat, Kristina Kahlert, Frederic Soltow, Ute Hamm, Moritz Grabbe, Martin Brunnemann, Magnus Pflüger, Lukas Möschl, Susanne Wende. Tänzer: Janna Ambrosy, Lukas Bischof, Jonas Breitstadt, Agnes Herrlein, Paul Hofmann-Wellenhof, Cora Mainz, Magdalena Oettl, Nico Raschner, Tilla Rath, Lukas Spinka. Gesang: Bina Blumencron, Vera Pienz, Michaela Schmid. Piano: Fabio Buccafusco. Kontrabass: Fangting Deng. Drums: Malgorzata Szymecka. Fotos: Gregor Hofstätter

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