Noch bis 20. Mai 2016 steht Peter Breuers 50. abendfüllendes Handlungsballett auf dem Programm des Salzburger Landestheaters. Der Ballettchef erzählt die Geschichte der Coco Chanel, die im frühen 20. Jahrhundert die Modewelt revolutionierte.

Von Elisabeth Pichler
Neben den beruflichen Erfolgen sind es vor allem die amourösen Abenteuer der Modeschöpferin, die diesen leidenschaftlichen Ballettabend prägen.
Wenn ein Regisseur knapp vor Vorstellungsbeginn die Bühne betritt, so hat das meist nichts Gutes zu bedeuten. Doch Peter Breuer stimmt das Publikum nur mit einer kurzen Einführung auf den bevorstehenden Ballettgenuss ein. Er erläutert die einzelnen Lebensabschnitte und wechselnden Partner der vielseitigen Künstlerin und trägt damit zum besseren Verständnis der komplexen Handlung bei. Gabrielle Chanel, genannt Coco, stammt aus einfachsten Verhältnissen.
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Nach dem frühen Tod der Mutter wird sie von ihrem Vater in ein Waisenhaus gesteckt. Als junges Mädchen tritt sie in einem Varieté auf und lernt dort den leidenschaftlichen Polospieler und Lebemann Arthur „Boy“ Capel kennen und lieben. Er unterstützt sie finanziell und ermöglicht ihr so die Eröffnung eines Hutsalons.

Nach seinem Unfalltod steht Misia Sert, eine Freundin und Förderin zahlreicher Pariser Künstler, Coco tröstend zur Seite. Die Modeschöpferin wird zum Star am französischen Modehimmel und bewegt sich bald schon in illustren Kreisen. Sie lernt Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Jean Cocteau, Salvador Dalí und die Künstler der Ballets Russes kennen. Eine heiße Affäre verbindet sie mit dem Komponisten Igor Strawinsky. Doch die Suche nach privatem Glück ist, im Gegensatz zu ihrer beruflichen Karriere, geprägt von kurzen Phasen der Leidenschaft, gefolgt von harten Schicksalsschlägen.

Liliya Markina verkörpert die ungestüme und temperamentvolle junge Coco, die mit Arthur Capel (Marian Meszaros) unter schwebenden Hutkreationen einen traumhaft schönen Liebes-Pas-de-deux hinlegt. Anna Yanchuk umgarnt als leidenschaftliche, gereifte Frau, den verheirateten Strawinsky (Josef Vesely) und kann es nicht fassen, dass dieser zu seiner Frau (Anastasia Bertinshaw) zurückkehrt. In der Rolle der Trösterin beeindruckt Cristina Uta, wobei eine erotische Komponente stets mitschwingt. Einen Höhepunkt stellt sicherlich der fulminante surrealistische Künstlerball dar, auf dem Cocteau-Pferde auftanzen und Jean Marais als Ödipus auftritt.

Bruno Schwengl hat es geschafft, phantastische, elegante Chanel-Kostüme, die durch Luftigkeit und kühle Eleganz bestechen, so zu kreieren, dass sie auch Peter Breuers beeindruckender, doch überaus schwieriger, komplizierter Choreographie standhalten. Den abwechslungsreichen, bunten Ballettabend, der mit starken Bildern besticht, sollte man sich nicht entgehen lassen.

„Mythos Coco“ Idee und Choreographie: Peter Breuer. Libretto und Dramaturgie: Maren Zimmermann. Bühne und Kostüme: Bruno Schwengl. Musikarrangement: Eduardo Boechat. Choreographische Assistenz: Alexander Korobko. Mit: Liliya Markina, Anna Yanchuk, Josef Vesely, Marian Meszaros, Kate Watson, Naila Fiol, Cristina Uta, Iure de Castro, Diego da Cunha, Andrii Lytvynenko, José Flaviano de Mesquita Junior, Vincenzo Timpa, José Flaviano de Mesquita Junior, Otto Wotroba, Mikino Karube, Anastasia Bertinshaw, Alexander Korobko, Karine de Matos, Nina Daglinger/Lilli Lisztes. Fotos: Christina Canaval
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