„Black Marrow“ – bildgewaltige Endzeitstimmung

Erna Ómarsdóttir, Islands erfolgreichste Tänzerin und Choreografin, gastierte am 24. und 25. Juni 2016 im Rahmen der Sommerszene mit einer atemberaubenden Performance über unsere industrialisierte Welt im republic. Die fünf Tänzerinnen und drei Tänzer der Iceland Dance Company (Reykjavik) zeichnen das düstere Bild einer Gesellschaft knapp vor der Apokalypse.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Schwarze, einem Ölteppich gleiche Folie bedeckt die Bühne. Unter dieser zähen Masse herrscht Bewegung. Begleitet von beängstigenden, tierischen Lauten entstehen Berge und Krater, die auszubrechen drohen. Schließlich tauchen scheinbar kopflose Kreaturen auf, die ums Überleben kämpfen. Sie versuchen zu gehen, finden jedoch keinen Halt und rutschen ständig aus, wie Tiere an ölverseuchten Stränden.

Nach und nach erheben sie ihre Köpfe und wenden sie verwundert dem Lichte entgegen, beglückt von „the taste of freedom, the taste of happiness“. Die Freude währt nicht lange, denn nach einer kurzen Phase, in der zu Disco-Klängen wild gefeiert wird, werden sie als Maschinen missbraucht und müssen als Rädchen im Getriebe einem vorgegebenen Rhythmus bis zur Erschöpfung nachhecheln. Ihre Energie ist nicht grenzenlos, doch nach kurzen Erholungspausen, in denen sie wie tot am Boden liegen, erwachen sie immer wieder zu neuem Leben, um schließlich endgültig unterzugehen und eins zu werden mit der sie umgebenden Materie, dieser dunklen Macht, die sie von Anfang an beherrscht hat.

„Black Marrow“ (übersetzt: schwarzes Mark) erweist sich als kritisches, expressives Tanztheater, das sich mit der Gier nach dem wichtigsten Rohstoff unserer industrialisierten Welt, dem zähflüssigen Erdöl, auseinandersetzt. Erna Ómarsdóttir und Damian Jalet begannen sich bereits 2009 mit dieser Thematik zu beschäftigten und bra…

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