Die Neigung des Peter Rosegger

Eine österreichische Kleinstadt erwartet voll Spannung eine Delegation der UNESCO, soll doch der alte Stadtkern zum Weltkulturerbe werden. Doch zu allem Überfluss beginnt sich in diesem Moment die Statue des unvergessenen Heimatdichters Peter Rosegger nach rechts zu neigen.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Zuerst will das keiner sehen, Musterbürger Wiesinger, dessen Familie einst die Statue spendete, versucht zu beruhigen. Doch das Unglück nimmt seinen Lauf, nach kurzer Zeit gibt es keine Zweifel mehr: Rosegger hat sich für alle sichtbar nach rechts geneigt, da kann auch der aus Wien zu Hilfe gerufene Seismologe nicht mehr helfen. Die heile Welt ist in Gefahr.

Peter Rosegger, er wurde 3 mal für den Literaturnobelpreis nominiert, hat ihn aber nie erhalten, hat mit seinen Werken einen Begriff von Heimat geprägt, an dem auch die Nationalsozialisten Gefallen fanden. Thomas Arzt hat auf dieser Basis das Stück aufgebaut und aktuelle Themen wie Flüchtlinge und Fremdenhass eingeflochten. Entstanden ist ein komplexes, zeitgenössisches Werk, in dem auf zum Teil bizarre Weise ein Heimatbegriff definiert wird.

Die bunt-schräge Inzenierung von Nina Gühlstoff kann begeistern. Wiesinger, ein vielschichtiger Charakter, überzeugte mich ebenso wie die Archivarin Trost, um nur 2 Namen stellvertretend für das ganze Ensemble zu nennen. Der Schlußapplaus war mehr als verdient.