Die schräge Groteske des englischen Schauspielers und Autors Patrick Barlow hat das Potential, in Salzburg zu einem Weihnachtsklassiker zu werden, denn mit Edi Jäger und Georg Clementi übernehmen in dieser Version der Weihnachtslegende zwei Erzkomödianten sämtliche Rollen. Die hinreißend komische Farce sorgte bei ihrer Premiere am 11.11.2016 für fröhliche Vorweihnachtsstimmung im Kleinen Theater.
Edi und Georg hängen Flipcharts auf zwei Stehleitern. Die weißen Blätter werden ihnen dabei helfen, die Weihnachtsgeschichte so lebendig wie möglich zu erzählen. Wenn sie die Leitern besteigen, so entsteht, in Kombination mit den passend bemalten Blättern, die Illusion galoppierender Pferde, wankender Dromedare und träge dahintrabender Esel. Tapfer stolpern die beiden Schauspieler durch sämtliche Rollen des Krippenspiels, von der Verkündigung bis zur Geburt. Edi flattert dank weißer Flipchartblätter-Flügel zu Georg, der als Gottvater ganz oben auf der Stehleiter, demnach also in den Wolken, thront, um ihm mitzuteilen, dass auf der Erde alles drunter und drüber geht. „Äh – ich will mal so sagen: Der Erde geht es ganz schlecht.“ Göttliche Hilfe ist da vonnöten, ein Messias muss her. Die Verkündigungsszene bereitet allerdings Schwierigkeiten, denn Edi spielt auch die frustrierte Tempelnäherin Maria und so kann er sich schlecht selbst die frohe Botschaft verkünden. Das erfordert Improvisation, Slapstick-Szenen sind da nicht zu vermeiden. Klarer ist die Rollenverteilung beim Aufruf zur Volkszählung. Während Georg als eleganter, doch herzloser Tribun versucht, das Volk für sich zu gewinnen, wird er von Edi als Bürgermeister ständig sabotiert. Dieser hat das Publikum auf seine Seite gebracht, welches für sein „pubertäres Verhalten“ jedoch abgestraft wird. Der mit Spannung erwartete Höhepunkt des Abends, die Darstellung einer Geburt durch zwei Männer, droht zu platzen, denn Georg hat plötzlich alles satt. Er befindet sich in einer schweren Krise und fühlt sich „geistig beschissen“. Seine vielen Selbstfindungsseminare zeigen leider Wirkung. Der gutmütige Edi weiß jedoch, wie man einen Künstler am besten beruhigen kann. Kräftiger Applaus seitens des Publikums ist Balsam für die Seele eines Schauspielers.
Als äußerst praktisch erweisen sich in der Inszenierung von Fabian Kametz verschiedenfarbige Palästinensertücher. So gelingt es Edi, sich blitzschnell in die jungfräuliche, wenn auch stets unzufriedene Maria zu verwandeln, und Georg wird zum brummigen Josef. Auch den Hirten, die ständig Probleme mit ihren Schafen haben, sowie den anreisenden Heiligen Drei Königen stehen die Tücher ausgezeichnet.
Edi und Georg schmieden bereits große Pläne für das nächste Jahr. Am 22.11.2017 soll „Der Messias“ als multimediales Projekt im Großen Festspielhaus Premiere feiern. Das Rumänische Staatsballett sowie der Salzburger Bachchor haben bereits fix zugesagt, ein Tiercoach ist engagiert, denn auf echte Pferde, Dromedare und Esel will man nicht verzichten. Wer nicht so lange warten möchte, sollte sich diese witzige, turbulente Version der Weihnachtsgeschichte im Kleinen Theater nicht entgehen lassen. „Der Messias“ von Patrick Barlow. Regie: Fabian Kametz. Mit Edi Jäger & Georg Clementi. Fotos: Kleines Theater / www.flausen.at
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