Der Salzburger Jungautor befasste sich 2014 in seinem Debütstück „After Sunset“ mit der Problematik von Videospielen. In „Lisa“ stehen Mobbing, jugendliche Gewalt und die Gefahren der sozialen Netzwerke im Zentrum. Die Uraufführung fand am 7. Dezember 2016 in der ARGEkultur statt.
Von Elisabeth Pichler
Am Beginn der Vorstellung muss das Publikum mitansehen, wie ein junges Mädchen von drei Gleichaltrigen wüst beschimpft und misshandelt wird. Schnell wird klar, dass man sich mit Kathie, der Anführerin der Clique, besser nicht anlegen sollte, denn „die zuckt ständig aus“. Ein Foto von der blutenden Babsi wird geschossen, hochgeladen und schon befindet sich das kompromittierende Bild im Netz. Unter schallendem Gelächter werden nun die „Likes“ auf Facebook gezählt. Während Clara Kathie in nichts nachsteht und hemmungslos über ihre Mitschüler lästert, fühlt sich Lisa nicht so richtig wohl in dieser Clique. Sie hat ein schlechtes Gewissen und gibt sich die Schuld an Babsis Misere. Diese musste die Schule wechseln, kommt mit dem Leben kaum mehr zurecht und hat sogar schon einen Selbstmordversuch hinter sich. Lisas Freund Tomas, mit dem sie nach der Schule gerne abhängt, kennt auch ihre weiche Seite, denn bei ihm gibt sie sich nachdenklich, ja sogar romantisch. Da er ihren Umgang absolut nicht in Ordnung findet, zieht er sich nach und nach von ihr zurück. Videospiele machen eben weniger Probleme als Mädchen. Als Lisa jede Nacht von Albträumen gequält aufschreckt, kommt es endlich zu einer Aussprache mit ihren bisher ahnungslosen Eltern.
Gerard Es hat das Jugendstück mit zwei professionellen Schauspielern (Elisabeth Breckner und Wolfgang Kandler als überfordertes Elternpaar) und gecasteten Jungschauspielern in Szene gesetzt. Ein kluges Stück, eine kluge Inszenierung, denn neben den coolen Clique-Treffen, in denen in Jugendslang jede und jeder heruntergemacht wird, überzeugen vor allem die ruhigen Szenen, in denen die Jugendlichen erzählen, was sie wirklich bedrückt und wonach sie sich sehnen. Ein Theaterstück, das Jugendliche für die Gefahren der sozialen Netzwerke sensibilisieren soll und die Eltern dazu auffordert, ihren Kindern wirklich zuzuhören, auch wenn es sich scheinbar nur um „alberne Teenagersorgen“ handelt.
„Lisa“ von Dominik Nießl. Mobbing und jugendliche Gewalt. Uraufführung. Eine Koveranstaltung von Es Theater und ARGEkultur. Regie: Gerard Es. Mit: Elisabeth Breckner, Wolfgang Kandler, Johanna Lindner, Clara Kammeringer, Lucia Schöndorfer, Eva Schwaiger, Ludwig Weißenberger, Simon Nagl. Fotos: ARGEkultur/ Sigrid Riepl
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