Komm, süsser Erfolg – der Traum vom großen Glück

Gerda Gratzer versucht in der aktuellen Produktion des Theaters der Freien Elemente zu ergründen, wie sich die eigenen Chancen durch ein geeignetes Marketingkonzept optimieren lassen. Die tiefschwarze Gesellschaftssatire, die Animationsfilm, Schauspiel und Musik geschickt kombiniert, sorgte bei der Premiere am 12. Jänner 2017 für beste Stimmung in der ARGEkultur.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Geduldig warten eine Sängerin, eine Musikerin, eine Clownin und ein Schauspieler auf den Beginn des gebuchten Selbstmarketingseminars. Als ein frustrierter Architekt auftaucht, ist es mit der Gelassenheit vorbei, denn der hat an allem etwas auszusetzen. Warum wird man hier nicht willkommen geheißen? Warum liegen hier keine Zeitschriften auf?

Das ganze Wartezimmer ist für ihn eine einzige Zumutung, vor allem der lächerliche rote Teppich. Der Grund für die negative Einstellung des Architekten liegt wohl darin, dass bisher noch niemand seine Genialität erkannt hat. Wie bei den Ignoranten vom Hochbauamt stößt auch hier die Präsentation seines eigenwilligen Wohnturms auf keine positive Resonanz. Kein Wunder, dass sich die anderen überlegen fühlen, vor allem der arrogante Schauspieler, der mit „Wortspenden“ aus Peer Gynt und Hamlet sowie einer mitreißenden Sterbeszene zu beeindrucken weiß.

Die Geigerin hingegen erntet mit der Kostprobe ihres Könnens wenig Begeisterung. Sogar die humorvolle, stets gut gelaunte Clownin vermisst bei ihr die nötige Leidenschaft. Der Schauspieler ist da etwas direkter. Eine langweilige Persönlichkeit ohne Rückgrat werde wohl nie fähig sein, die erste Geige zu spielen. Die Karriere der etwas in die Jahre gekommenen Sängerin, die von ihren umjubelten Auftritten in großen Opernhäusern schwärmt, scheint etwas ins Stocken geraten zu sein.

Für die Clownin ist Humor zwar das Allerwichtigste, doch hilft er nicht immer über Versagensängste und daraus resultierende quälende Albträume hinweg. Dieser „gescheiterte Haufen“ wartet nun darauf, dass sein unentdecktes Potential endlich erkannt werde und somit einer erfüllten, glücklichen Zukunft nichts mehr im Weg stehe.

Die verklemmte Geigerin (Julia Leckner) wundert sich, wonach der angeblich erfolgsverwöhnte Schauspieler (Jurij Diez), der vor Selbstbewusstsein nur so strotzt, hier sucht: „Wenn das alles so gut läuft, warum sind sie dann hier?“ Die einst gefeierte Sängerin (Rósa Kristín Baldursdóttir) ist noch immer auf der Suche nach einem geeigneten Partner. Der ungeschickte Architekt (Josef Geigl) ist zwar Akademiker, erweist sich aber ansonsten als bedauernswerte Niete. Und was hat eigentlich die Clownin (Tissi Georg) mit ihrem sonnigen Wesen in dieser problembeladenen Truppe verloren?

Auf Axel und Leonhard, die Inhaber der etwas dubiosen Marketingfirma, warten die fünf Glückssuchenden zwar vergeblich, doch das Publikum darf deren Erfolgsgeschichte dank Alexander Gratzers Animationsfilmen mitverfolgen. Regisseurin Gerda Gratzer hat sich vom schwedischen Regisseur und Drehbuchautor Roy Andersson und der britischen Komikertruppe Monty Python, beide Spezialisten für absurde Komik und Humor, inspirieren lassen und serviert dem Publikum einen kurzweiligen, heiteren Abend, der die Auswüchse des „Marketing-Optimierungsstreben“ kritisch beleuchtet.

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„KOMM, SÜSSER ERFOLG!“ – Theater der Freien Elemente. Handgezeichnete Animationsfilme von Alexander Gratzer inklusive. Konzept, Regie: Gerda Gratzer. Grafik, Animationsfilme: Alexander Gratzer. Licht: Gunther Seiser. Produktion: Gerda Gratzer. Schauspiel, Gesang, Instrumente: Julia Leckner, Josef Geigl, Jurij Diez, Tissi Georg, Rósa Kristín Baldursdóttir. Grafik (c) Alexander Gratzer. Fotos: Brigitte Haid. Trailer: Theater der freien Elemente

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