„Wut“ – Götter im Schlachthof

Elfriede Jelinek verfasste den Text des 2016 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführten Stückes als Reaktion auf die Pariser Terroranschläge im Jänner 2015, die der Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und einem koscheren Supermarkt gegolten hatten. Anne Simon, Spezialistin für Sprachkunstwerke, inszeniert das verstörende Textkonvolut der Autorin im Schauspielhaus Salzburg.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die Literaturnobelpreisträgerin schreibt ihre Stücke stets um ein aktuelles Thema herum, begreift sich als reine Materiallieferantin und gibt keinerlei Regieanweisungen. Ein Blick ins Programmheft verspricht ein Gipfeltreffen der Götter. Zeus, Jesus, Mohammed und Buddha werden neben einem Kind aus den Trümmern von Aleppo und einem Despoten auf der Bühne zu sehen sein.

Himmlischer Frieden ist in dem von Agnes Hamvas (Ausstattung) errichteten Schlachthof nicht zu finden, denn Zeus wetzt sein Messer, ein Schwan hängt kopfüber von einem Fleischerhaken und der Despot schleudert mit Hasstiraden um sich.

Die in einem Glaskobel verschanzte Autorin (Ulrike Arp) versucht, die zerstörerischen Wutausbrüche, die rund um sie toben, niederzuschreiben. Doch bei all dem Zorn und Hass kann sie kaum folgen und wird schließlich unter einem Papierberg begraben. „Ich spotte schriftlich, das ist mir vergönnt.“

Ausgehend von der blinden Wut islamistischer Terroristen spannt die Autorin einen weiten Bogen zurück bis in die Antike, zum rasenden Helden Herakles, der seine eigene Familie auslöscht. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass die Mörder immer wieder nachwachsen. Sämtliche Versuche, Frieden zu stiften oder zu finden, scheitern. …

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