„Eugen Onegin“ – Universität Mozarteum

Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Oper basiert auf dem gleichnamigen Versroman des russischen Dichters Alexander Puschkin. Studenten der Universität Mozarteum begeisterten in einer auf Russisch gesungenen, von Alexander von Pfeil eindrucksvoll in Szene gesetzten Produktion im Großen Studio das Publikum.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Auf dem Landgut der Larins lebt man nach alter russischer Art. Es wird viel gesungen, alte Bräuche werden gepflegt. Anders als ihre beiden Töchter, die verträumte Tatjana und die lebenslustige Olga, hat sich Larina mit diesem Leben, weitab von den Metropolen St. Petersburg und Moskau, abgefunden. Als der junge, eloquente und weltgewandte Eugen Onegin, ein Nachbar, der bisher das Leben in vollen Zügen genossen hat, auftaucht, verdreht er den beiden jungen Damen den Kopf. Während Olga ungeniert mit ihm flirtet, gesteht Tatjana ihm in einem leidenschaftlichen Brief ihre Liebe. Mit großer Kälte weist er sie zurück und tut ihre Liebe als mädchenhafte Schwärmerei ab. Er demütigt sie, indem er sich auf einem Fest Olga zuwendet, ohne auf ihren Verlobten, den Dichter Lenski, Rücksicht zu nehmen. Ein Duell zwischen den ehemaligen Freunden hat fatale Folgen. Jahre später trifft Eugen Onegin Tatjana als Gattin des Fürsten Gremin in St. Petersburg wieder. Jetzt ist er es, der zurückgewiesen wird.

Alexander von Pfeil hat in seiner Inszenierung auf jegliche Folklore verzichtet. Die fast leere Bühne (Eric Droin) mit ihren vier schrägen Holzpodesten und den im Hintergrund bedrohlich vorbeiziehenden Nebelfetzen macht die Weite Russlands deutlich und kündet von bevorstehenden Unruhen. Die mitreißende Choreografie von Ruth Burmann lässt die Chorszenen aggressiv wirken, der Frust der ausgebeuteten Arbeiter ist groß. Darian Worrell überzeugt in der Titelrolle nicht nur gesanglich, sondern auch optisch. Sowohl Tatjana (Anna Samokhina) als auch Olga (Melissa Zgouridi) erliegen den Schmeicheleien des Frauenverführers und zynischen Lebemanns. Kein Wunder, dass sich der etwas tollpatschige, gutmütige Lenski (Santiago Sánchez) der Liebe Olgas nicht mehr sicher ist. Alexander von Pfeil ist voll Bewunderung für die Ausstatter Eric Droin und Anna Brandstätter: „Eine Chor-Oper wie ‚Carmen‘ oder ‚Onegin‘ auszustatten, bedeutet, dass über hundert Kostüme entworfen, geliehen oder genäht, angepasst, gefärbt, patiniert, anprobiert und sogar zwischendurch noch gewaschen werden müssen, und das schaffen dann zwei Studierende quasi im Alleingang!“ Die Bühne wirkt dank raffinierter Lichtregie (Alexander Lährm) in der Duell-Szene wie mit Schnee bedeckt, in St. Petersburg glänzt sie golden. Hier residiert Fürst Gremin (Slavis Besedin), wegen einer Kriegsverletzung an den Rollstuhl gefesselt, von finster blickenden Leibwächtern umgeben.

Die Zusammenarbeit der Departments für Musiktheater und für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur mit dem Orff-Institut für Elementare Musik- und Tanzpädagogik garantiert stets ein überragendes Opernerlebnis. Das dürfte sich herumgesprochen haben, denn diesmal waren alle vier Vorstellungen restlos ausverkauft.

„Eugen Onegin“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowskis. Lyrische Szenen in drei Akten (sieben Bildern). In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Universität Mozarteum. Eine Veranstaltung des Departments für Musiktheater in Kooperation mit dem Department für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur. In Zusammenarbeit mit dem Orff-Institut für Elementare Musik- und Tanzpädagogik. Sinfonieorchester der Universität Mozarteum. Chor der Universität Mozarteum. Regie: Alexander Pfeil. Musikalische Leitung: Gernot Sahler.

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