„Alltagsgeschichten“ – Plainburger Theaterwerkstatt

Elisabeth Pichler. Kaisermühlen und Mundl lassen grüßen. Die Plainburger Theaterwerkstatt bietet mit Elisabeth T. Spiras Alltagsgeschichten in der Burgtheaterfassung einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend. Am Freitag, dem 15. Jänner 2010 war im Hotel Vötterl in Großgmain die Premierenvorstellung.

Ein Blick auf die Bühne genügt und schon fühlt man sich ganz auf der Donauinsel, die Uni City im Hintergrund, im Vordergrund Karlis Strandimbiss. Das Programmheft verspricht ein „Menü mit mehreren Gängen“ und man wird nicht enttäuscht, denn wo sonst gibt es 23 Gänge, oder besser gesagt: Szenen. Und dann sind sie plötzlich da, all die schrägen Typen, die uns noch aus den TV-Sendungen in Erinnerung sind: die enttäuschten Frauen; die Männer, die sich mit Alkohol trösten; der durchgeknallte Philosoph; die Schauspielerin, die ihrer entschwundenen Karriere nachweint; der Vogelzüchter und noch viele andere.

Allen gemeinsam ist die Einsamkeit, die Suche nach dem Glück. Spira hat es immer wieder geschafft, diesen sogenannten kleinen Leuten die Scheu zu nehmen. Ganz offen erzählen sie von ihren Gedanken, Meinungen, Träumen und Wünschen. So entstanden rührselige, tragikomische, aufregende, überraschende und schonungslose Szenen.

Es sind ganz eigenartige Weisheiten, die man da zu hören bekommt:

„Ich wär so gerne allein mit meinem Alleinsein.“

„Ich bin ein positiver Mensch, obwohl ich ein Wiener bin.“

„Ein Wiener ist ja kein reinrassischer Mensch.“

„Ein Mal in der Woche a Vollbad, dass der Dreck net hart wird.“

„So falsch und verlogen wia a Frau, kann ka Mann sei.“

Die Ausländerfeindlichkeit ist in Kaisermühlen allgegenwärtig, da wird geschimpft auf all die „Gfraster“, die schuld sind an allem und die Arbeit wegnehmen. Die ausländische Putzfrau, die ja schon so lange in Wien lebt, ist da ganz derselben Meinung: „Sollen alle hamgeh, die ohne Papierl“, „Früher alles besser, jetzt so a Dreck in Wien, wie in Tschechien.“

Aufgelockert werden die vielen kleinen Szenen mit Liedern, mal live gesungen, mal Playback. Besonders gut passt da natürlich Hansi Krankls Wiener Coverversion von Paul Ankas „Lonely Boy“: „I bin hoit gonz alla, niemand mog mi…“ Auch Karel Gott ist auf der Bühne zu bewundern, mit einem sehnsuchtsvoll geschluchzten: „ Weißt du wohin, die Träume all’ entfliehn…“

Die Schauspieler der Plainburger Theaterwerkstatt sind an diesem Abend voll im Einsatz, sie können sowohl in den tragischen, rührseligen als auch in den etwas derberen komischen Szenen überzeugen. Ein Lob auch an die Regie von Anja Hiessmayr für zwei kurzweilige, unterhaltsame und abwechslungsreiche Theaterstunden. Das Publikum war begeistert.

Elisabeth T. Spiras „Alltagsgeschichten“ in 23 Szenen und verschiedenen Rollen spielen: Markus Fallenegger, Veronika Göttl, Michaela Kainhofer, Peter Kaufmann, Lilly Panzer, Brigitte Voggenberger-Göttl, Eric Vöggenberger, Sigrun Wagner, Bärbel Walther / Regie: Anja Hiessmayr / Kostüm und Maske: Elisabeth Isak / Souffleuse: Monika Maier / Bühnenbau: Josef Novak / Ausstattung: Silke Blumhoff / Kulisse: Bärbel Walther, Jürgen Zellerhoff / Intendanz, Gestaltung PR: Dr.N.Wurster

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