„Kuss der Spinnenfrau“ – intimstes Sprechtheater

Manuel Puigs Roman aus dem Jahre 1976 wurde als Theaterstück, Film und Musical weltberühmt. Im OFF Theater inszeniert Alex Linse die berührende Geschichte zweier Häftlinge, die sich eine Gefängniszelle teilen müssen und mit gegenseitiger Ablehnung und Zuneigung zu kämpfen haben. Die Premiere fand am 2. März 2017 statt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Der wegen Verführung eines Minderjährigen verurteilte homosexuelle Molina erzählt seinem Zellengenossen, dem politische Gefangenen Valentin, einen Film, in dem eine rätselhafte Pantherfrau die Hauptrolle spielt. Indem er mit ihm in diese fantastische Scheinwelt eintaucht, versucht er, die brutale Realität auszuklammern. Valentin glaubt fest an die Revolution, die fantasievollen Erzählungen Molinas üben dennoch eine gewisse Faszination auf ihn aus.

Von erotischen und kulinarischen Beschreibungen will er nichts hören und so mischt er sich ständig ein. Diese Unterbrechungen schätzt wiederum Molina gar nicht, dann zieht er sich auf sein Feldbett zurück und schmollt. Wenn sich Valentin allerdings, als Folge eines vergifteten Essens, unter Krämpfen windet, sind alle Missstimmungen vorbei und er kümmert sich rührend um ihn. In der letzten Nacht vor Molinas Entlassung kommt es zwischen den beiden zu Intimitäten. Als Dank dafür erklärt sich Molina bereit, Valentins revolutionäre Freunde zu kontaktieren. Das tragische Finale erfährt das Publikum durch eine Stimme aus dem Off.

Das Publikum sitzt rund um die kleine Gefängniszelle, die Alex Linse (Regie und Ausstattung) in der Bühnenmitte aufgebaut hat, und erlebt so hautnah mit, wie sich die zwei Leidensgenossen näherkommen. Während der maskuline Valentin (Maximilian Pfnür) versucht, seine physischen Kräfte durch Liegestütze zu erhalten, legt der sensible Molina (Clemens Ansorg) Patiencen und macht dabei…

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