„Schlafstörungen“ – ein inklusives Theaterstück

Schlafstörungenen Foto: Andreas Hauch

Die munteren, ziemlich schrägen Bewohner der Himmelreichgasse 13b haben 2016 in der Produktion „Hafen der gestrandeten Sehnsüchte“ ordentlich abgefeiert. Nun sehnen sie sich nach etwas Erholung und freuen sich auf eine ungestörte Nacht. Ob das möglich sein wird?

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Im großen Saal der ARGEkultur hat Alois Ellmauer ein imposantes, nach vorne offenes Haus errichtet, in dem Karten spielende Herren, eine verschreckte Sängerin und der Hausmeister samt seinem quirligen Papagei wie in einer Auslage sitzen. Die restlichen Bewohner versuchen, es sich auf einfachen Matten bequem zu machen. Auf dem Dachboden wartet ein Selbstmörder, der mit „nix und niemandem klar kommt“, mit geladener Pistole auf den richtigen Zeitpunkt. Der ständige Wirbel im Untergeschoss und auf der Straße lässt ihn kalt.

Für Aufregung sorgt hier der dreijährige Niklas, der seinem Vater entwischt ist, erst bei der introvertierten Sängerin Unterschlupf findet und schließlich sogar über eine Stiege auf den Dachboden krabbelt. Für Unruhe sorgt auch ein Herr, der verzweifelt Wohnung Nr. 20 sucht, die er über Airbnb gebucht hat. Eine Mieterin erbarmt sich seiner und nimmt ihn bei sich auf. Als jedoch ihr liebestoller Nachbar auftaucht, muss er sein Nachtlager wieder, wie vom grantigen Hausmeister vorgeschlagen, unter der Treppe aufschlagen. Eine riesige, vierflammige Straßenlaterne sorgt mit ständigem Geflackere für weiteren Ärger. In luftiger Höhe, völlig unbemerkt von den Bewohnern, räkelt sich schlangengleich eine Akrobatin (kraftvoll Pamina Milewska).

Eine ältere Dame, die an Demenz leidet und ständig herumirrt, weil sie vergessen hat, ihre Tabletten zu nehmen, ein sangesfreudiger Spätheimkehrer sowie der verzweifelte Vater auf der Suche nach seinem ausgebüxten Sohn sorgen für weiteren Wirbel. Nur wenn der verliebte junge Mann seine Angebetete, die schüchterne Sängerin (Cassandra Rühmling), auf dem Klavier begleitet, kommen die Bewohner der Himmelreichgasse 13b für kurze Zeit zur Ruhe.

Jede der über 20 mitwirkenden Personen ob nun professioneller Schauspieler, Amateur oder Mitglied der LAUBE VOLXtheaterwerkstatt, hat ihren großen Auftritt in einer der skurrilen, in Improvisation entwickelten Geschichten, die Regisseur Reinhold Tritscher liebevoll zu einem kunterbunten Reigen an Absurditäten verknüpft hat. Das Ergebnis ist ein komödiantischer, doch auch zutiefst berührender Theaterabend, bei dem die schier grenzenlose Begeisterung der Mitwirkenden ansteckend wirkt.

„Schlafstörungen“ – Eine Koproduktion von Theater ecce und Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten GmbH. Inszenierung: Reinhold Tritscher. Bühne: Alois Ellmauer. Ensemble: Salim Chreiki, Judith Bachinger, Kunigunde Eschbacher, Gerhard Fagerer, Florian Friedrich, Reinhold Gerl, Brigitte Goditsch-Roidmayr, Waltraud Grasfurter, Florian Heis, Wolfgang Kandler, Philipp Kieninger, Josef Kocher, Julijan Kovacevic, Lisa Kuhn, Pamina Milewska, Jurek Milewski, Vinko Najdek, Stefan Pichler, Cassandra Rühmling, Natalia Sarajlic, Andreas Schober u.a. Fotos: Andreas Hauch

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