Ludwig Laher: Herzfleischentartung

Ludwig Laher | Foto: 2017 Karl Traintinger, Dorfbild.comLudwig Laher | Foto: 2017 Karl Traintinger, Dorfbild.com

Buchtitel: Herzfleischentartung
Autor: Ludwig Laher
Verlag: Haymon Verlag Innsbruck
Erschienen: 2001

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Klapptext der Erstausgabe

Im Jahr 1940 errichtete die SA im Innviertler Dorf St. Pantaleon ein “Arbeitserziehungslager” und nach dessen überhasteter Schließung ein “Zigeuneranhaltelager”. Hunderte willkürlich Inhaftierte werden dort gequält, etliche umgebracht.

Lagerarzt ist der dazu genötigte Gemeindedoktor. Lange Zeit konstatiert er irgendwelche harmlose Todesursachen (die “Herzfleischentartung” bei einer Zigeunerin ist allerdings nicht seine Erfindung. Eines Tages aber schaltet er die Staatsanwaltschaft ein.

Die Aktenbestände der damit ausgelösten Untersuchung – den Prozeß hat schließlich der Führer höchstpersönlich niedergeschlagen – sind erhalten.

Sie waren die Grundlage seiner literarischen Arbeit, die sich im Ton zum Teil in beklemmender Weise der Sprache und Logik der Mörder bedient, gleichzeitig aber einen kollektiven Erzähler einführt und diesen das Unerhörte einmal vom zeitgenössischen Standpunkt, dann wieder vom heutigen aus begleiten läßt.

Laher verfolgt die Täter auch in das 1945 wieder erstandene Österreich, rollt die späteren Verfahren auf: Die Richter sind milde.

Gebundene Ausgabe 2001

Der mitten ins Geschehen geholte Leser erlebt, was passieren konnte, wenn ein Lagerarzt Anzeige gegen NS-Schergen erstattete, er wird auch Zeuge, wie schnell der Einbruch bestialischer Zustände in den Alltag der österreichischen Provinz zur Normalität wird, wie schnell aber auch alles nicht mehr gewesen sein soll in der berühmten Stunde Null.

Ludwig Laher
1955 in Linz geboren, studierte Germanistik, Anglistik und Klassische Philosophie in Salzburg. Dr. phil., lebt in St. Pantaleon in Oberösterreich.

Er schreibt Prosa, Lyrik, Essays, Hörspiele, Drehbücher und Übersetzungen: dazu kommen wisschenschaftliche Arbeiten.

Laher in der Dorfzeitung >

Dr. Karl Traintinger
Rezension von Karl Traintinger

Die Gefangenen des 1940 in der Gemeinde St. Pantaleon errichteten “Arbeitserziehungslagers” haben unter menschenunwürdigen Bedingungen die Moosach reguliert und mit Steinplatten ausgelegt. Von den Insassen des “Zigeuner-Aanhaltelagers”, das das “Arbeitserziehungslager” ablöste, wurde nicht mehr so viel “weitergebracht”. Den Krieg überlebt hat von den Zigeunern, die in dem “Anhaltelager” interniert waren, keiner.

Ich habe mit einigen alten Bauern aus der Gegend gesprochen, gewusst haben sie alle, was “unten in der Moosach” los war. Ab und zu hat man auch Schreie gehört … nur hätte man etwas gesagt, wer weiß schon, was dann passiert wäre …

Heute erinnert nur mehr eine Gedenkstätte an die Greueltaten. Das Buch von Ludwig Laher ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung gar nicht so alter Geschichte, es sollte in keiner (Gemeinde) Bibliothek fehlen.

Anbei noch einige Fotos (KTraintinger) vom Originalschauplatz sowie von der Denkstätte:

Die Moosach
Idyllisch schlängelt sich die Moosach durch die Landschaft.
Die Moosach
Die Moosach
Das Bachbett wurde mit Steinen ausgelegt.
Die Moosach
Die Denkstätte an der Moosach in St. Pantaleon.
Die Moosach
“Gebundene” – Plastik von Dieter Schmidt
Die Moosach

Weblinks:
Arbeitserziehungslager Weyer >
Im Schatten der Mozartkugel >
Rezension – Im Schatten der Mozartkugel >

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