„Das Versprechen“ – Schauspielhaus Salzburg

Fotos: Theater Effingerstrasse // Severin Nowacki

Foto: Theater Effingerstrasse // Severin Nowacki

„DAS Theater an der Effingerstrasse“, Bern ist mit der Bühnenfassung von Friedrich Dürrenmatts berühmtem Roman „Das Versprechen“ zu Gast im Schauspielhaus Salzburg. Regisseur Markus Keller und sein Ensemble überzeugen mit einem beklemmenden Drama.

Ein völlig kaputter Tankstellenwart sitzt als bedauernswertes Wrack auf der Bühne und starrt vor sich hin. Annemarie, ein etwas ordinäres junges Mädchen, holt ihm widerwillig eine weitere Flasche Alkohol und auch deren Mutter hat schon bessere Zeiten erlebt. Dieses tragische Ende hat man stets vor Augen, wenn das Stück in Rückblenden erzählt wird.

Hauptkommissar Matthäi ist schon fast auf dem Weg nach Jordanien, wo er eine neue Stelle als Polizeiberater antreten will, als er sich ein letztes Mal auf die Ermittlung in einem Mordfall einlässt. Im Wald ist Gritli Moser, ein kleines Mädchen, getötet aufgefunden worden. Ein Hausierer wird verdächtigt, gesteht nach einem langen Verhör die Tat und begeht anschließend Selbstmord. Damit könnte der Fall als abgeschlossen gelten, doch Matthäi lässt die Geschichte keine Ruhe. Er hat der Mutter des ermordeten Mädchens „bei seiner Seligkeit“ das Versprechen gegeben, den wahren Mörder zu finden, und setzt nun alles daran, sein Wort zu halten. Da er von der Schuld des Hausierers nicht überzeugt ist, beginnt er auf eigene Faust mit Nachforschungen, er begibt sich auf eine moralische Gratwanderung, die Suche wird zur Obsession, die ihn psychisch fast in den Wahnsinn treibt.

Foto: Theater Effingerstrasse // Severin Nowacki

Er kauft in der Nähe des Tatorts eine Tankstelle und nimmt Frau Heller mit ihrer 11-jährigen Tochter Annemarie bei sich auf. Diese ahnt nicht, dass ihm das Mädchen als Lockvogel für einen Serienmörder dienen soll. Alles läuft wie geplant: Unbemerkt von Matthäi lockt das kleine Mädchen den Täter gefährlich nahe zu sich heran. Als man diesen jedoch festnehmen will, ist er plötzlich verschwunden. Kommissar Matthäi will sein Scheitern nicht zur Kenntnis nehmen. Er kann nicht begreifen, dass logisches, kriminalistisches Denken durch Zufälle gestört werden kann.

Foto: Theater Effingerstrasse // Severin Nowacki

Markus Keller, der die Bühnenfassung erarbeitet hat, führt auch Regie. Er erzählt die Geschichte in vielen kleinen Szenen und kurzen, filmisch wirkenden Rückblenden, in denen Kommissar Matthäi, der auf der Suche nach dem Mörder seine Karriere und Reputation opfert, stets im Mittelpunkt steht. Gilles Tschudi überzeugt sowohl als strenger, aber durchaus menschlicher Kommissar als auch als bemitleidenswertes menschliches Wrack. Ihm zur Seite steht Hans-Joachim Frick als sein Chef Dr. Geissbühler, den nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Die harte Seite des Gesetzes verkörpert Oliver Stein als ehrgeiziger Henzi, der es ohne Gewissenbisse schafft, ein Geständnis zu erpressen. Stets präsent ist Christiane Wagner als verzweifelte Frau Moser, die Matthäi immer wieder an sein Versprechen erinnert. Eva Maria Kurz beeindruckt als alte Frau Schrott, die auf eigenartig rührende, aber auch groteske Weise die Geschichte ihres längst verstorbenen Albertchens erzählt und somit die ganze Tragik erkennbar macht.

Ein Stück mit psychologischem Tiefgang, eine starke Ensembleleistung, ein intensiver Abend. Das Publikum spendete den Gästen herzlichen Applaus.

„Das Versprechen“ von Friedrich Dürrenmatt / Bühnenfassung von Markus Keller / Eine Kooperation mit „DAS Theater an der Effingerstrasse“, Bern / Regie: Markus Keller /  Assistenz: Ivana Bach, Birgit Lindermayr / Bühnenbild: Markus Keller, Peter Aeschbacher / Kostüme: Sybille Welti / Technik: Peter Aeschbacher / Mit: Gilles Tschudi, Hans-Joachim Frick, Oliver Stein, Peter Bamler, Christiane Wagner, Karo Guthke, Eva-Maria Kurz, Lara Susanka/Lea Weichenberger, Viviane Danninger/Emily Schmeller

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