Hiob, eine Geschichte über Migration und Heimatlosigkeit

Der bekannte Roman von Josef Roth, welcher 1930 erschien, beschäftigt sich mit gerade diesen Themen. Der fromme Jude Mendel Singer flüchtet vom russisch-jüdischen Schtetl Zuchnow in die Metropole New York und findet sich in einer für ihn unbekannten Welt wieder. Ein zeitloses Thema von Migration und Religion, welches András Dömötör als Theaterfassung auf die Bühne bringt.

Matthias Traintinger

Von Matthias Traintinger

Zu Beginn spielt die Geschichte im kleinen Zuchnow, wo der Lehrer Mendel Singer mit seiner Familie lebt. Als frommer Jude achtet der Vater streng auf seine Kinder und deren Umgang mit anderen. Am meisten beschäftigt ihn aber sein kränklicher Sohn Menuchim, der scheinbar in einer ganz anderen Welt lebt. Durch ein eher minimalistisches Bühnenbild, wirkt hier alles etwas einfacher.

Die Jahre vergehen und der Vater sieht, durch die Bedrohung der Kosaken, keine andere Möglichkeit als seinem Sohn, der schon zuvor nach Amerika geflüchtet war, zu folgen. Jedoch muss er seinen Sohn Menuchim, der die Reise wohl nicht überleben würde, zurücklassen._

In New York angekommen überrascht das Bühnenbild mit einem grellen Kontrast zum kleinen Zuchnow. Alles ist besser, größer, schöner. Nicht jedoch für Mendel Singer, er steht zwischen den Welten und kann sich auf das Neue nicht recht einlassen, er wirkt eher isoliert und einsam.

Schon wie der Titel verrät, verliert der fromme und gottesfürchtige Mendel Singer alles, was ihm diese Neue Welt gegeben hätte und mehr. Der bis dahin loyale, beinahe blind religiöse Mendel Singer verliert seinen Glauben. Schlussendlich zerbricht der religiöse Rahmen, in dem er bis jetzt gelebt hatte.

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Auch wenn das Stück vor der Pause etwas langatmig erscheint, weckt die schrille Inszenierung von New York auf. Durch den surrealen Tausch der Hauptdarsteller, gelingt Dömötör ein genialer Kunstkniff. Der Sohn wird zum Vater und der Vater wird zum Sohn. Franz Solar verkörpert den alten Mendel Singer grandios.

Mendel Singer erscheint nicht in einer Opferrolle, vielmehr sieht er sich bestraft durch Gott. Erst am Ende geschieht das Wunder, auf das er die ganze Zeit gehofft hatte.…

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