Im Großen Studio der Universität Mozarteum kam Anfang Dezember 2017 Georg Friedrich Händels Zauberoper in der Inszenierung von Alexander von Pfeil zur Aufführung.

Von Elisabeth Pichler
Das Department für Oper und Musiktheater in Kooperation mit dem Department für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur und dem Institut für Alte Musik beschert dem Publikum große Barockoper.
Die Geschichte der Zauberin Alcina basiert auf dem Epos „Orlando furioso“ des italienischen Renaissancedichters Ludovico Ariosto und war von Georg Friedrich Händel als Ballettoper konzipiert. Diesen Luxus leisten sich heute nur mehr wenige Opernhäuser. Eine rühmliche Ausnahme war die überaus geglückte Inszenierung von Händels „Ariodante“, die bei den heurigen Pfingstfestspielen und als Wiederaufnahme bei den Salzburger Festspielen mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle zu erleben war. Dass eine Ballettoper aber auch ohne Ballett bestens funktionieren kann, beweisen die Studierenden der Universität Mozarteum mit ihrer Aufführung der „Alcina“.
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Die Zauberin Alcina lebt auf einer idyllischen Insel, an deren Ufer oftmals Schiffe stranden. Die männlichen Besatzungsmitglieder erliegen üblicherweise sofort den Reizen der hübschen Zauberin. Die Dame ist jedoch wankelmütig und verwandelt ihre abgelegten Liebhaber gerne in Blumen, Tiere oder einfach nur Gestein. Ihr derzeitiger Favorit heißt Ruggiero und hat im Liebestaumel seine Braut Bradamante völlig vergessen. Als diese auf der Insel auftaucht, erkennt er seine Verlobte nicht wieder. Da sie sich als Mann verkleidet hat, hält er sie für deren Zwillingsbruder Ricciardo. Alcinas Schwester Morgana verliebt sich sofort in den schönen Jüngling und will sich von ihrem Verlobten Oronte trennen. Rasende Eifersucht und infame Intrigen beherrschen das weitere Geschehen. Doch Alcina begeht schließlich einen riesigen Fehler und verliert so ihre Macht und Zauberkraft.

Raue Sitten herrschen auf Alcinas Liebesinsel. Die lieblich flatternden, an Hippie-Outfits erinnernden Kleidchen der Bewohnerinnen täuschen, denn die Gestrandeten werden äußerst brutal behandelt und sofort ausgeraubt. Messer und Hackebeil sind hier schnell zur Hand. Dass mit der lieblichen Alcina nicht zu spaßen ist, merkt man spätestens bei ihrer großen Wutarie, wenn die Plastikstühle durch den sterilen weißen Raum, der im Laufe der Oper immer mehr von der Natur kontaminiert wird, fliegen. Die Drohung „Grüne Wiesen, liebliche Wälder, eure Schönheit werdet ihr verlieren“ scheint sich zu bewahrheiten.

Immer wieder beeindruckend das hohe gesangliche Niveau der Studierenden am Mozarteum. Bei der Aufführung am 9. Dezember 2017 überzeugten vor allem Enzgi Güngör als be- und verzaubernde Alcina, Himani Grundström als ihre flippige Schwester Morgana, Neelam Brader als unglücklich verliebte Bradamante, Ines Rocha Constantino als Ruggiero und Nutthaporn Thammathi als brutaler Oronte. Am Pult des Kammerorchesters der Universität Mozarteum sorgten zwei Dirigenten (Giulio Cilano und Roman Rothenaicher) dafür, dass Händels facettenreiche Musik ihren betörenden Klang erhielt.
Eine große Barockoper im Mozarteum Salzburg zu erleben, die von jungen Sängern und Musikern in einer aufwändigen, stimmigen Inszenierung präsentiert wird, ist reinstes Vergnügen.

„Alcina“ Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel. Eine Veranstaltung des Departments für Oper und Musiktheater in Kooperation mit dem Department für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur und dem Institut für Alte Musik. Kammerorchester der Universität Salzburg. Szenische Leitung: Alexander Pfeil. Bühne: Eric Droin. Kostüme: Anna Brandstätter. Fotos: Mozarteum
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