Die skurrile Komödie des deutsch-koreanischen Dramatikers Bonn Park, in der Heidi Klum und Donald Trump gemeinsam auf der Bühne stehen, gewann den ersten Preis des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen 2017. Schauspielstudierende des Thomas Bernhard Instituts begeistern in zehn anspruchsvollen Monologen sowie mitreißenden Chorszenen das Publikum. Die Premiere fand am 11. Jänner 2018 statt und wurde nicht nur von den anwesenden Mitstudenten frenetisch gefeiert.
Von Elisabeth Pichler
Eine schräge Truppe in trashigen Kostümen ist mit einem Raumschiff im Weltall unterwegs und zeigt sich fasziniert von den vielen Sternen und der unendlichen Weite. Die ausgelassene Stimmung ist jedoch nur aufgesetzt, denn der Blick zurück auf die Erde stimmt sie alle todtraurig. Der wütende Bonn Park selbst ergreift das Wort und setzt zum ersten Monolog an. Er lässt kein gutes Haar an der Menschheit und fragt sich: „Wie kann man nur so dumm und scheiße sein und dann gleichzeitig wieder so süß und niedlich?“ Vielleicht könnte ja der Einsatz der gefährlich strahlenden Technologie des Außerirdischen die endgültige Apokalypse herbeiführen.
Oder hat Donald Trump schon dafür gesorgt? Der afrikanische Kontinent ist ihm schon zum Opfer gefallen und einfach weggebombt worden. Nun versucht Trump vergeblich zu retten, was von der Welt noch übrig ist. Angela Merkel singt den traurigsten Song aller Zeiten, hat sie doch erkennen müssen, dass sie einfach nur langweilig rüberkommt. Ihr Tipp: „Riskiert mal was!“ Die Monologe schwanken stets zwischen Tragik und Komik, so auch bei Kim Jong-un, der Korea wieder vereinen möchte, und Heidi Klum, die endlich erkannt hat, wie viel Unheil sie mit ihrem Schlankheitswahn über die Welt gebracht hat.
Verständlich, dass die manisch-depressive Kassandra aus der griechischen Mythologie überall nur Beschissenheit und keine Gefühle sieht. Eine „gelassene Giraffe“ sammelt all diese Symbole für mächtige Männer und Frauen ein und führt sie als Fremdenführerin von der Bühne bzw. in die unendliche Weite des Weltalls.
Anita Vulesica begeisterte bereits 2015 mit einer wilden und körperbetonten Inszenierung von Marianna Salzmanns „Weltrettungsauftrag“ im Theater im KunstQuartier. Bonn Parks zehn Monologe, die stets normal beginnen, bevor sie in psychopathischen Zusammenbrüchen enden, bieten den Schauspielstudierenden die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit des Publikums ganz auf sich zu lenken, wobei Mirjam Klebels mitreißend choreografierte Chorszenen für die nötige Abwechslung sorgen.
In einem Interview für die Uni-Nachrichten bekannte die Regisseurin: „Wenn es uns gelingt, an diesem Theaterabend zwischen der Beklopptheit und dem Abgrund hin- und herzuspringen, dann erkennen wir uns selbst wieder.“ Ob das gelungen ist, kann noch bei Aufführungen am 1. und 2. Februar sowie am 12. und 13. April 2018 im Theater im KunstQuartier überprüft werden.
„Das Knurren der Milchstraße“ von Bonn Park. Abschlussproduktion des Jahrgangs Schauspiel 2015. Regie: Anita Vulesica. Bühne und Kostüm: Anna Brandstätter. Dramaturgie: Bendix Fesefeldt. Musik: Friederike Bernhardt. Choreographie: Mirjam Klebel. Mit: Kilian Bierwirth, Naima Laube, Genet Zegay, Ron Iyamu, Vincent Sauer, Igor Karbus, Rudi Grieser, Niklas Mitteregger, Laura Maria Trapp, Hannah Katharina Jaitner sowie dem Chor der fiesen Schauspielstudent*innen. Fotos: Manuela Seethaler
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