Hanna ist eine junge intelligente Frau, sie lebt mit ihrem siebenjährigen Sohn und ihrem Mann, welcher leitender Ingenieur in den Aluminiumwerken ist, in einem schönen Altbau in einer netten Gegend. Aber trotzdem fehlt etwas in ihrem Leben, irgendwas Unbestimmtes. Eines Tages öffnet sich plötzlich eine Tür, welche sie schon für lange verschlossen hielt. Eine Tür, die sie in ein Land der neuen Eindrücke entführt, das Land der bewusstseinserweiternden Konsumgüter.

Von Matthias Traintinger
Durch Zufall oder, wie Hanna es gerne ausdrückt, Schicksal kommt sie in Kontakt mit dieser neuen Welt. Ob Kokain, Speed, Heroin, Haschisch, LSD, Ecstasy, Alkohol oder Nikotin, diese neue Welt, welche sich vor ihr ausbreitet, nimmt sie mit offenen Armen entgegen.
Natürlich weiß sie von den negativen Seiten, doch mit genug Selbstkontrolle und Überzeugung überwiegen ihrer Meinung nach die guten. Denn diese sind die Liebe und Energie, die sie so sehnsüchtig vermisste, um ihr Familienleben auf Kurs zu halten.

Der Autor des Stückes, Kai Hensel, schafft es die Thematik erschreckend gut umzusetzen. Doch am meisten getragen wird das Stück von der unglaublichen Darbietung von Henriette Blumenau. Sie überzeugt in der Rolle der Mutter, welche die Verzweiflung in ihrem Leben nur noch durch die kleinen Helferlein bestreiten kann.

In einer Welt, in der nur noch Zahlen und Statistiken die Menschen leiten, bieten Drogen einen Ausweg, wenn auch nur kurz. Dies zumindest versucht uns Hanna glaubhaft zu erzählen. In einem Monolog erzählt sie über ihr Leben. Und schon bald zeigt sich der Grund ihres Handelns, auch wenn sie versucht die Schattenseiten zu überspielen. Denn wer nur Mineralwasser trinkt und alles richtigmacht, an dem zieht das Leben vorbei. Es stellt sich nur die Frage, ob der Weg, welchen sie beschreitet, die Sache wirklich leichter macht. Drogen sind nur eine Ablenkung, keine Lösung.


Welche Droge passt zu mir? Von Kai Hensel | Premiere Mi, 21. März 2018 Schauspielhaus graz Haus Drei | REGIE & ABENDSPIELLEITUNG: Elena Bakirova | AUSSTATTUNG: Carlotta Bonura | MUSIK: Nevenko Bucan | DRAMATURGIE: Jan Stephan Schmieding | MIT: Henriette Blumenau | Fotos: Lupi Spuma/ SSHG

Kommentar hinterlassen zu "“Realitätsflucht” – Welche Droge passt zu mir?"