Am 1. April 2018 fand die Uraufführung des ersten Stückes der Holzhausener Trilogie „Pest – Passion – Jedermann“ statt. Waltraud Hochradl hat die historischen Ereignisse in eine fiktive Geschichte verpackt und die dörfliche Tragödie mit einem engagierten, sehr authentisch aufspielenden Ensemble in Szene gesetzt.

Von Elisabeth Pichler
1469 wütet die Pest in Holzhausen und niemand weiß, woher sie gekommen ist. Ist sie von den Seefahrern eingeschleppt worden, oder sind gar Hexen die Schuldigen? Da man sich nicht sicher ist, ob die Seuche wiederkommen würde, errichten die Dorfbewohner im Nikolaus Kirchlein einen Altar zu Ehren des Heiligen Sebastian. Lange Zeit strömen die Pilger nach Holzhausen und bringen gute Geschäfte mit. Nach und nach gerät die Pest aber in Vergessenheit und man wähnt sich in Sicherheit. Niemand denkt mehr daran, dass das Grauen wiederkommen könnte. 1679 wird am Kiritag fleißig musiziert und getanzt. Den mahnenden Worten des Pfarrers, dass der alte Pestaltar dringend renoviert werden müsse, schenkt man keine Beachtung.
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Der Großbauer will seine Tochter Johanna mit Josef, dem Ziehsohn des Mesners, verheiraten, denn die beiden sind sich beim Kiritanz nähergekommen. Da erscheint eine schwer kranke Fremde im Dorf und findet beim Mesner Unterkunft. „Was will die hier?“ fragen sich die Dorfbewohner. Als sie ihr Geheimnis preisgibt, ist es schon zu spät: „Sie ist wieder da.“ Vielleicht hätte man dem Pestaltar doch mehr Beachtung schenken sollen.

Matthias Hochradl ist als Erzähler und Totengräber ständig präsent. 1469, beim ersten Auftauchen der Pest, wird er selbst aktiv und die Menschen sinken nur durch seine Berührung tot zu Boden. 1679 verhält er sich abwartend und lauert im Hintergrund auf seinen Einsatz. Die dörfliche Idylle ist trügerisch. Den mahnenden Worten des Pfarrers (Florian Patsch) schenkt man keine Beachtung, das verspricht nicht Gutes. Der Großbauer (Fritz Niederreiter) lässt über die Restaurierung des Pestaltars abstimmen, aber niemand zeigt Interesse. Als sich die Fremde (Waltraud Hochradl) zu erkennen gibt und ihre Jugendsünden beichtet, hält das Grauen wieder Einzug im Dorf.

Einfache Holzkreuze hängen von der Decke und wirken, besonders in mystischer Beleuchtung, äußerst bedrohlich (Bühnenbild: Matthias Hochradl). Die schlichten, sehr authentisch wirkenden Kostüme stammen von Franziska Zauner. Während sich viele Laienspielgruppen auf Komödien spezialisieren, beeindruckt das Theater Holzhausen immer wieder mit historischen, bäuerlichen Tragödien. Das packende Drama „Ohnmacht und Grauen“, eine Mischung aus historischen Fakten und einer tragischen Liebesgeschichte, hat das Premierenpublikum in seinen Bann gezogen und sicherlich neugierig gemacht auf die Fortsetzung der Trilogie. Im Frühjahr 2019 steht eine „Passion“ auf dem Programm und für 2020 ist ein „Jedermann“ geplant. Man darf gespannt sein.
„Ohnmacht und Grauen“ – Die Pest in Holzhausen von Waltraud Hochradl. Uraufführung. Eine Produktion der Spielgemeinschaft des Theaters Holzhausen. Regie: Waltraud Hochradl. Bühnenbild: Matthias Hochradl. Licht: Wolfgang Schweinsteiger. Technik: Richard Harfmann. Kostüme: Franziska Zauner. Mit: Florian Patsch, Johann Winkler, Lea Kreilinger, Christa Landrichtinger, Waltraud Hochradl, Gunther Boennecken, Fritz Niederreiter, Margret Matt, Sabrina Filpo-Weber, Matthias Hochradl. Fotos: Hannelore Kirchner
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