Intendantin Angela Glechner präsentierte am 25. April 2018 in einem Pressegespräch das „extrem dichte und intensive Programm“ des heurigen International Performing Arts Festival, das Choreographen, Performern und Theatermachern eine Bühne für grenzüberschreitende Produktionen bietet.
Von Elisabeth Pichler
14 Performances aus sieben Ländern, davon vier Uraufführungen und sieben Österreich-Premieren, laden das Publikum zum gesellschaftspolitischen Diskurs ein. Auch mit der aktuelle Debatte zum Thema Sexualität, Gender und Identity befassen sich einige Veranstaltungen.
Die dänische Choreographin Mette Ingvartsen untersucht in „to come (extended)“ das Verhältnis von Sexualität, Macht und Körperpolitik und das unfreiwillige Ineinandergreifen von Öffentlichkeit und Privatheit. Für diese lustvolle Choreographie gibt es ebenso wie für ihr radikales, verstörendes Solo „21 pornographies“ verständlicherweise eine Altersempfehlung ab 18 Jahren.
Der indonesische Star-Choreograph Eko Supriyanto hat schon mit Popstar Madonna und Regisseur Peter Brooks zusammengearbeitet, ist jedoch in Österreich noch eine weitgehend unbekannte Größe. In „Balabala“ lässt er fünf junge indonesische Tänzerinnen mit typisch männlichen Kriegstanzbewegungen von den Veränderungsprozessen in ihrer noch stark von traditionellen Geschlechterrollen geprägten Heimat erzählen.
In „Magnificat“ sagen 23 polnische Frauen dem traditionellen Frauenbild in ihrer Heimat den Kampf an. Die vielfach ausgezeichnete Regisseurin Marta Górnicka dirigiert diesen Chor, in dem Texte von Elfriede Jelinek, Adam Mickiewicz und Euripides mit voller Wucht auf Kochrezepte und Zitate aus Zeitungen prallen.
Neben diesen Produktionen im republic bietet die Sommerszene auch heuer wieder die Möglichkeit zu ungewöhnlichen Perspektiven und neuen Standpunkten. In der Kollegienkirche erwartet die Besucher mit „Of All The People In All The World“ eine performative Installation aus fünf Tonnen Reis. Die gefeierte Produktion der britischen Theatergruppe Stan’s Cafe hat bereits in mehr als 60 Städten für Aufsehen gesorgt und ist von 8. bis 16. Juni bei freiem Eintritt zu besichtigen.
In „Lookout“ führen auf der Festung Hohensalzburg Volksschulkinder mit einem Festivalbesucher ein Gespräch über ihren gemeinsamen Lebensraum, ihre Wünsche und Sehnsüchte, während sie über die Stadt blicken. Der britische Künstler, Autor und Kurator Andy Field gastiert mit diesem interaktiven Projekt zum ersten Mal in Österreich.
Das Salzburger Performancekollektiv gold extra überprüft mit „Stranger Home“ bei einer „Busfahrt ohne Aussicht“ die Ortskenntnisse von Salzburgern, führt sie zu unbekannten Winkeln und Ecken der Mozartstadt und bietet ihnen ungewöhnliche Einblicke in Subkulturen. Klingt spannend! Weitere Veranstaltungen finden in der ARGEkultur, im SEAD und in der Galerie FÜNFZIGZWANZIG statt.
Sämtliche Programmpunkte abzuarbeiten, hat sich der Plakatkünstler, Performer, Filmer und Autor Julius Deutschbauer aus Wien vorgenommen. Er wird über jede Veranstaltung eine Kritik bzw. eine detektivische Reisebeschreibung erstellen und sie bis spätestens 11 Uhr am darauffolgenden Tag auf dem von der Sommerszene eingerichteten Blog veröffentlichen. Eine erste Kostprobe hat er zur Präsentations-Pressekonferenz vom 25. April verfasst – zu finden unter szene-salzburg.net/news.
Am 8. Mai stellt Festivalleiterin Angela Glechner in den Kavernen 1595 das Programm der diesjährigen Sommerszene öffentlich vor und gibt Einblicke in die Arbeitsprozesse der Künstler. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung unter info@szene-salzburg.net wird gebeten.
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