Das Straßentheater der Salzburger Kulturvereinigung ist heuer mit einer Politkomödie des populären britischen Satirikers Alistair Beaton in Stadt und Land Salzburg unterwegs. Der bissige, humorvolle Blick ins Zentrum politischer Macht wurde vom künstlerischen Leiter Georg Clementi gewohnt schwungvoll in Szene gesetzt und unterhielt am 27.7. 2018 in Hallwang Jung und Alt bestens.
Von Elisabeth Pichler
Auch heuer zahlt es sich wieder aus, etwas früher zur Vorstellung zu erscheinen. Nicht nur der Aufbau der Bühne wird so zum Erlebnis auch zwei martialisch aussehende, Handtaschen kontrollierende Sicherheitsbeamten sorgen für Heiterkeit beim Publikum. Sicherheit geht eben vor, schließlich befinden wir uns im Garten des königlichen Jagdschlosses. Der König ringt nach einem Unfall mit dem Tode, die lebenserhaltenden Geräte sollen am Nachmittag abgeschaltet werden. Premierminister und Oppositionsführerin sind bereits dabei, die Nachfolge zu regeln. Wie gut, dass es den patenten Prinz Richard gibt, denn mit dessen jüngeren Bruder Prinz Arthur, einem trinkfreudigen Rassisten und Faschisten, gäbe es wohl ernsthafte Probleme.

Dem Geheimdienst ist jedoch entgangen, dass der junge Thronfolger eine neue Freundin hat, die junge, hübsche, gebildete Nasreen, eine Muslima.
___STEADY_PAYWALL___
Der Prinz ist fest entschlossen, die junge Frau zu ehelichen und zur Königin zu machen. Er erwägt sogar, zum Islam zu konvertieren. Premierminister, Oppositionsführerin und der Erzbischof von Canterbury sind sich einig: Diese Verbindung muss unter allen Umständen verhindert werden.

Mit dem Auftauchen von Prinz Richards Freundin hat wohl niemand gerechnet und so wird Nasreen auch gleich beim Betreten des Jagdschlosses vom übereiligen Geheimdienstchef (Alex Linse) verhaftet. Eigentlich gäben ja der sanfte Richard (Thomas Pfertner) und die hübsche Nasreen (Larissa Enzi) ein reizendes Paar ab. Bei einer Eheschließung käme es jedoch unweigerlich zu einem Kampf der Kulturen. Der Premierminister (Georg Clementi) findet Multikulti zwar ganz schön, aber nur, wenn es nach seinen Spielregeln geht.
Die Oppositionsführerin (Christiane Warnecke) hingegen versucht trickreich, die Situation zu ihren Gunsten zu nutzen. Ihr schwebt eine „Partei der Toleranz und Liebe“ vor, mit der wohl die nächste Wahl zu gewinnen sein könnte. Die unsauberen Tricks und abstrusen Ideen, mit denen nun versucht wird, den wohl größten Skandal in der Geschichte des britischen Königshauses abzuwenden, lassen schaudern.
Während die emsigen Referenten des Premierministers (Anja Clementi und Max Pfnür) ständig am Handy hängend hektisch über die Bühne hasten und bereits das Begräbnis des Königs vorbereiten, gibt sich der Erzbischof von Canterbury (Olaf Salzer) gelassen. Wirklich Sorgen um den sterbenden Vater macht sich wohl nur der junge, wilde Prinz Arthur (Paul Clementi).

Georg Clementi hat Alistair Beatons satirische Komödie, in der mit viel schwarzem Humor karrieregeile Politiker bloßgestellt und ihre unsauberen Machenschaften und Praktiken aufgedeckt werden, mit einem großartigen Ensemble turbulent und rasant in Szene gesetzt. Auch wenn die Kinder im Publikum die politischen Seitenhiebe sicher nicht verstanden haben, zeigten sie sich doch von „der vielen Action“ und der Nähe zu Schauspielerinnen und Schauspielern total begeistert.

„König der Herzen“ – Eine Politkomödie von Alistair Beaton. Inszenierung: Georg Clementi. Ausstattung: Alex Linse, Andrea Linse, Harald Schöllbauer. Bühnenbau: Harald Schöllbauer. Arrangements und musikalische Leitung: Marc Seitz. Mit: Georg Clementi, Christiane Warnecke, Anja Clementi, Olaf Salzer, Michael Nowack, Alex Linse, Max Pfnür, Thomas Pfertner, Paul Clementi, Larissa Enzi. Fotos: Wolfgang Lienbacher/ Sbg. Straßentheater

Kommentar hinterlassen zu "„König der Herzen“ – Very British!"