Nutztierhaltung im kulturellen Wandel zwischen Tradition und Moderne

Almtiere | Foto: KTraintinger Dorfbild.comAlmtiere | Foto: KTraintinger Dorfbild.com

Die Haltung von Nutztieren und die Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft unterliegt permanenten Veränderungen.

Karl Bauer

Von Dr. Karl Bauer

War bis vor einigen Jahrzehnten die Steigerung der Produktion von Milch und Fleisch zur Versorgung der Bevölkerung ein notwendiges Ziel der Ernährungssicherheit, änderte sich mit dem Erreichen des Versorgungsgrades auch der Blick auf die zugrundeliegenden Standards: Tierhaltung, Tiergesundheit und Tierwohl, Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien sowie die Intensität der Betreuung spielen dabei eine steigende Rolle. Dazu kommen emotionale, ethische und kulturelle Faktoren sowie die Beschäftigung mit der tierischen Intelligenz bis hin zur Forderung einer Gleichstellung vor dem Recht.

Die hohe lokale Standortkonkurrenz im Lebensmitteleinzelhandel über billige, leicht verderbliche Lebensmittel führt dazu, das zwar mehr eingekauft, aber auch mehr weggeworfen wird. Die Konsumenten übernehmen Verantwortung und werden bei ihrer Kaufentscheidung von professionellen Produzenten, Verarbeitern und Vermarktern, gezielt beeinflusst. Durch verfeinerte gesundheitliche, technische und hygienische Verfahren und Kontrollen sind die Qualität, Haltbarkeit und Sicherheit unserer Lebensmittel bis zu den Konsumenten heute so hoch wie nie zuvor.

Strukturwandel_ZAR
Tab.: Strukturwandel in der österreichischen Rinderhaltung (ZAR, 2017)

Die obige Tabelle zeigt eine strukturelle Entwicklung seit über 50 Jahren, die von allen bisherigen Trends unbeeinflusst scheint und technisch bedingt zu größeren Einheiten führt (gilt sinngemäß auch für Schweine).

Produktionsart und -intensität, Spezialisierung und Vermarktung sind in Gunstlagen wesentlich leichter zu gestalten als in entlegenen Berggebieten. In intensiv produzierenden Regionen gelten bereits Einschränkungen in Bezug auf Umwelt- und Baustandards, um die Sicherung von natürlichen Ressourcen, Strukturen und der Lebensqualität weiterhin zu gewährleisten.

Ein gesunder Boden und das Grundwasser sind wichtige Produktionsmittel, deren Erhalt es (zB. vor Verbauung) zu sichern gilt. Zunehmend werden auch Nischen wie Bioproduktion, Gentechnikfreiheit, Freilandhaltung, erhöhtes Tierwohl, usw. über diverse Gütesiegel marktrelevant und die Direktvermarktung aus-gebaut. Tradition und Regionalität gewinnen an Bedeutung und werden zu einer neuen Identität aufgewertet.

1 Kommentar zu "Nutztierhaltung im kulturellen Wandel zwischen Tradition und Moderne"

  1. Danke für den sehr informativen Artikel!

    Es ist mir schon klar, dass die Entwicklung auf vielen Ebenen voranschreitet. Ich glaube trotzdem, dass die Zucht auf immer höhere “Leistungen” bei unseren Tieren fragwürdig ist und auch den Landwirten letztendlich auf den Kopf fallen wird.

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